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Ausgabe 200602

Jan Pospichal
1.Konzertmeister der Wiener Symphoniker
O.Prof. an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien

Der Konzertmeister hat in einem großen Symphonieorchester eine der wesentlichsten Funktionen inne. Es ist nicht nur die Führung der Geigengruppe, seine persönliche Ausstrahlung hat auch als integrierende Kraft zwischen den verschiedenen Gruppen wie Bläsern und Streichern zu wirken. Als Mittler zwischen Dirigenten und Orchester hat er eine musikalische Dolmetscherfunktion, die in schwierigen Situationen das Zusammenspiel garantiert und den Mitwirkenden hör und sichtbar vermitteln kann. Weiters sind ihm die Soli anvertraut die er wie ein Solist zu spielen hat, ohne jedoch die Möglichkeit sich nur darauf konzentrieren zu können, da der dem Solo vorausgehende Part ebenso seiner Führungspersönlichkeit bedarf. Um einmal das dem Publikum vor Augen zu führen freut es uns diesmal das Portrait des 1. Konzertmeisters der Wiener Symphoniker "Jan Pospichal" zu bringen.

AMN: Herr Jan Pospichal wann, wo und wie begann Ihrer Karriere? Sie sind jetzt bereits 25 Jahre bei den Wiener Symphonikern und davon 23 Jahre 1.Konzertmeister. Das ist wie eine Silberhochzeit - wie sind Ihrer Erinnerungen aus den Anfangszeiten Ihres Engagements?

Jan Pospichal Jan Pospichal: An den Beginn bei den Wiener Symphonikern erinnere ich mich als ob es gestern gewesen wäre. Meinen ersten Dienst hatte ich im ORF. Es war für mich eine ganz große Umstellung, denn bis dahin hatte ich in keinem Orchester gespielt. Meiner Ausbildung in der ehemaligen Tschechoslowakei war eher für eine solistische Laufbahn ausgerichtet. Ich habe zwar Kammermusikkonzerte gespielt, die musikalische Erziehung zielte jedoch vorwiegend darauf ab, persönliche Interpretation zu forcieren ohne Stilarten bei der Interpretation einzubeziehen.

Meine erst Konfrontation mit dem "Wiener Klang" und der Beachtung der jeweiligen Stilepoche kam für mich daher erst im Orchester zustande. Das Einfügen in eine Gruppe und das Zusammenspiel lernte ich als Tuttist in den ersten beiden Jahren als Orchestermusiker. Diese zwei Jahre möchte ich nicht missen, hier konnte ich von der Basis auf, mit Hilfe der Kollegen, sehr viel für meine weitere Laufbahn lernen.

Als Flüchtling aus der Tschechei hatte ich in Österreich keine Verbindungen. Im August 1979 gewann ich zwar im Mozarteum eine 2. Konzertmeisterstelle die jedoch erst in einem Jahr zu besetzen war. So musste ich schauen irgendwie Geld zu verdienen. Ich nahm jede Möglichkeit wahr und zog nach einer Produktion in Salzburg nach Wien. Hier inskribierte ich an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst bei Professor F. Samohyl, der mir nach meiner Flucht hilfreich zur Seite stand. Prof. Samohyl machte mich auch mit Direktor Hans Plescher vom Tonkünstlerorchester bekannt, durch dessen Befürwortung ich immer wieder als Substitut beim Tonkünstlerorchester spielen konnte. So war es mir möglich im Studentenheim zu wohnen, die Miete zu bezahlen und das nötigste zum Leben selbst zu verdienen.

Als bei den Wiener Symphonikern eine Konzertmeisterstelle ausgeschrieben wurde bewarb ich mich sofort darum. Die Konzertmeisterstelle erhielt Erich Höbarth und mir bot man eine Tuttistelle an, die ich freudigst annahm. Auf diese Weise hatte ich die Möglichkeit in Ruhe als Orchestermusiker das Repertoire kennen zu lernen und für mich zwei wichtige Lehrjahre zu absolvieren.

Zwei Jahren später wurde die Konzertmeisterstelle von Michael Schnitzler frei und ich wollte meinen Traum Konzertmeister in die Tat umsetzen und bewarb mich wieder darum. Soweit ich mich erinnere bereitete ich mich ein Jahr lang für dieses Probespiel und diese Stelle vor und konnte das Probespiel für mich entscheiden. Im ersten Jahr als Konzertmeister musste ich alle großen Soli der Orchesterliteratur spielen. Rückblickend war es eine unglaublich arbeitsintensive Zeit. Wenn ich z.B. nach einem Dienst abends nach Hause kam ruhte ich mich kurz aus, und begann um 23 h nochmals zu üben, damit ich für den nächsten Tag gut vorbereitet war. Es waren meine zwei anstrengendsten Jahre, aber für einen erfüllten Traum tut man alles.

AMN: Sie kommen aus Prag, wo es zu dieser Zeit noch keine Möglichkeit gegeben hat so leicht auszureisen. Jetzt kann man von Ihrer Konzerttätigkeit solistischer und kammermusikalischer Art überall auch in Ihrer ehemaligen Heimat lesen. Wie sind die Bedingungen dort, und kommt ein Heimatgefühl auf, wenn Sie dort konzertieren?

Jan Pospichal: Ich habe in Prag studiert wo ich am Konservatorium und an der Hochschule mein Studium abschloss. Als Student und Preisträger beim Wettbewerb "Prager Frühling" war es mir gestattet durch die Künstleragentur "Prago-Concert" zu Konzerten ins Ausland zu reisen. Damals gab es noch keinen Austausch von Studenten wie heutzutage und es war immer eine spannende Angelegenheit die tschechische Interpretation in die Fremde zu tragen. Vielleicht kann man es als einen Persönlichkeitskult bezeichnen der da gepflegt wurde, man hat wenig auf Stilreinheit geachtet und ist nur seiner eigenen Interpretation oder der des Lehrers gefolgt.

Nach meinem Studienabschluss in Prag gestattet man mir in Wien zu inskripieren. Professor Samohyl hatte mich beim Wettbewerb "Prager-Frühling" kennengelernt. Durch die tschechischen Behörden war es mir aber nur viermal pro Jahr erlaubt eine Woche auszureisen. Ich konnte auf diese Weise nur mit einem selbst erarbeiteten Programm nach Wien kommen, dieses vorspielen und musste wieder zurück nach Prag. Die Zeit um grundsätzlich andere Spiel- und Interpretationsstile kennenzulernen war nicht gegeben.

Das habe ich mir später als Österreich zu meiner zweiten Heimat wurde angeeignet. Ich fühle mich jetzt in Österreich, nicht nur im musikalischen Sinne mehr zu Hause als in meiner ursprünglichen Heimat. Konzerte in Österreich sind für mich aus diesem Grunde auch wesentlich aufregender als z.B. in Prag oder sonst wo. Bei Konzerten in Tschechien freue ich mich immer, dass ich das was ich in Wien an Interpretationsstil und Spielweise gelernt habe vorzeigen und präsentieren kann.

AMN: Sie haben Ihre Karriere in Österreich, in Wien aufgebaut und damit sind verschiedene Tätigkeiten inbegriffen. Sie sind vor allem einmal 1. Konzertmeister der Wiener Symphoniker, leiten dessen Streicherensemble und sind selbstverständlich Solist. Welche Konzertmöglichkeiten ergeben sich aus diesen verschiedenen Aufgaben für Sie und den Mitgliedern Ihres Ensembles?

Jan Pospichal: Seit 1982 bin ich 1. Konzertmeister der Wiener Symphoniker. In dieser Funktion ist es notwendig sich auch kammermusikalisch zu betätigen. Nachdem Thomas Kakuska zum Alban Berg Quartett wechselte, konnte ich beim Wiener Streichtrio mit Wolfgang Klos und Wilfried Rehm den Violinpart übernehmen. In dieser Besetzung haben wir viele Jahre zusammen musiziert und die gesamte Streichtrioliteratur aufgeführt bzw. aufgenommen. Weiters leite ich noch die Wiener Instrumentalsolisten und bin in verschieden anderen Formationen tätig. Darunter auch mit Martin Sieghart der damals noch Solocellist im Orchester war. Diese zusätzliche kammermusikalische Tätigkeit ist für einen Konzertmeister aber auch für alle Orchestermusiker sehr wichtig, weil es dem Orchester eine wesentlich Qualitätssteigerung bringt. Außerdem ist es eine Herausforderung zu vermehrter Übe- und Probentätigkeit, die zwar sehr zeitaufwendig ist, jedoch die innersten Bedürfnissen eines Musikers nach Selbstgestaltung, Zusammenspiel und Spielfreude in hohem Masse befriedigt.

AMN: Als Konzertmeister haben Sie viele solistische Aufgaben. Lässt sich die solistische Tätigkeit mit den Orchesterdiensten vereinbaren oder müssen Sie oft Kompromisse eingehen um?

Jan Pospichal: Im Rahmen meines Orchesters habe ich die Möglichkeit als Solist zu spielen, was von mir auch immer wieder gerne wahrgenommen wird. Ich erinnere mich an mein erstes Konzert mit Heinz Wallberg im Musikverein, wo ich die Beethoven Romanzen spielen durfte. In einer Reihe Konzerte spielte ich das Matinu Violinkonzert, das Dvorak Konzert für Violine und Orchester, Vivaldis Jahreszeiten. Bei solistischen Auftritten in Tschechien waren unter anderem die Violinkonzerte von Sibelius, Tschaikowskij, die Dvorak Romanzen und v.a. am Programm. Im Laufe der fast 25 jährigen Konzertmeistertätigkeit konnte ich daher schon einiges an solistischen Repertoire realisieren. Durch die begrenzte Zeiteinteilung muss man jedoch oft Kompromisse eingehen da nicht alles zu bewältigen ist, ich musste hier besonders in meinem privat Leben auf Verschiedenes verzichten.

AMN: Besonders wichtig scheint mir Ihre Unterrichtstätigkeit an der Musikuniversität zu sein. Die Förderung der Jugend und das kulturelle Potential Österreichs wird leider von der öffentlichen Hand nicht in dem Maße wahrgenommen. Sehen sie Möglichkeiten, wenn auch nur in Einzelfällen, korrigierend einzugreifen oder Hilfestellungen für junge Menschen zu geben?

Jan Pospichal: Seit 1995 habe ich mich dem Unterrichten verschrieben. Vorerst unterrichtete ich als Lehrbeauftragter an der Musikuniversität Wien für die Orchesterschule. 1999 bewarb ich mich um die ausgeschriebene Stelle eines ordentlichen Professors für das Konzertfach Violine, diese Professur erhielt ich im Jahre 2000. Das Unterrichten ist sehr wichtig auch wenn es eine sehr zeitaufwendige Sache ist, die vollen Einsatz verlangt. In meinem Fall auch von den Studenten, diese müssen oft vor meinem Orchesterdienst, in der Mittagspause und eventuell noch vor Konzerten zum Unterricht kommen. Ich habe 14 Studenten denen ich all diese Zeit widme, und solange meine Kräfte reichen will ich ihnen, die von mir selbst gemachten Erfahrungen vermitteln, damit sie in dem immer härter werdenden Berufsleben einmal eine Chance haben.

AMN: Sie haben den Vergleich mit den Ausbildungsstandards Ihres Studiums in Prag und den Anforderungen, die in Wien gestellt werden. Sind hier gravierende Unterschiede zu bemerken oder hat sich das Niveau europaweit auf einen annähernd gleichen Standard angeglichen?

Jan Pospichal: Der Vergleich meiner Studienzeit in Prag zu Wien war so, dass in Prag immer eine geringere Anzahl von Studenten aufgenommen wurde. Man hat vorher ausgelotet wie viel Geiger in nächster Zeit benötigt werden und dementsprechend wurde bei den Aufnahmeprüfungen die Beschränkungen gesetzt. Auf diese Weise hat man nach Absolvierung der Diplomprüfung gewusst, dass man die Chance hat in einem Orchester oder sonst eine Stelle zu bekommen. In Wien ist es für die Studierenden sehr viel schwieriger, da es eine große Anzahl Absolventen aus aller Herren Länder gibt, die sich natürlich um jede offene Stelle bewerben. Die Stellen werden in der heutigen Zeit immer begrenzter und so entsteht ein ungeheurer Konkurrenzdruck. Es ist schwer zu beurteilen ob die anfänglich strengere Selektion, wie es in Prag gehandhabt wurde, oder die größere Auswahl wie in Wien für die Studenten besser ist. Andererseits wird in Wien mehr Wert auf Stilreinheit der Aufführungspraxis geachtet, man gibt den Studenten daher eine größere Bandbreite für zukünftige Spezialisierung und weltweite Stellensuche mit auf dem Weg. Aus meiner Sicht möchte ich zur Unterrichtstätigkeit und der aktiven Orchestertätigkeit sagen, dass ich das sehr positiv empfinde. Als Konzertmeister bin ich 100% mit dem wirklichen, dem realen Musizieren konfrontiert. Ich kann beobachten wie große Solisten agieren, ihre Technik beobachten und kann selbst meine Probleme die sich oft nicht von den Studenten unterscheiden erleben und beherrschen lernen. Diese Erfahrungen kann nur ein aktiv musizierender Lehrer vermitteln, der täglich die Hochs und Tiefs am Podium selbst erlebt und dadurch seinen Studenten über die auftretenden Klippen hinweghelfen kann. Eine zweite Möglichkeit ergibt sich, dass man als Lehrer versuchen kann seine Schüler als Substituten in das Orchesterleben einzuführen und aus diesem Wissen heraus die Vorbereitung für Probespiele aufbaut.

AMN: Weil gerade Mozartjahr ist - wie viel Mozart werden Sie heuer auf das Podium bringen? Bei jedem Probespiel wird ein Violinkonzert von Mozart als Pflichtstück verlangt. Sehen Sie in den Mozartkonzerten für Violine einen Prüfstein für die Qualität eines Geigers?

Jan Pospichal: Das Mozartjahr - ich habe eine ungemein starke Beziehung zu Mozart. Es ist die Pflege vom Stil, Selbstbeherrschung und geistiger Beherrschung des Werkes. Bei Mozart muss man jede Note führen, fühlen und platzieren können, denn jeder Fehler den man macht tritt sofort hörbar in Erscheinung. Man kann nicht schwindeln, die Klassik, Haydn, Mozart Beethoven sind hier unbarmherzige Gradmesser eines kultivierten Violinspieles. Darum wir auch bei jedem Probespiel ein Mozart Violinkonzert als Pflichtstück verlangt. Hier sieht und hört man alles wieweit ein Student oder Musiker in seinem Musikverständnis und seinem technischen Können für ein Orchester brauchbar ist.

Ich habe dieses Jahr in Prag einen Zyklus mit sämtlichen Mozart Violinsonaten, die ich schon seit einiger Zeit vorbereite. Es macht mir große Freude aber auch Sorge. Ein ganzer Mozart-Zyklus ist sehr schwer, nicht nur in technischer Hinsicht sondern auch musikalisch, damit das Publikum vom ersten bis zum letzten Ton gefesselt bleibt.

AMN: Ich frage nicht nach Ihren Lieblingskomponisten. Musiker sehen gerade das, was am Plan steht, als vordringliche Aufgabe. Jedoch in welcher Sparte (Barock, Romantik , Klassik oder Moderne) bewegen Sie sich am liebsten und welche halten sie für den Konzertbetrieb am erfolgversprechendsten bzw. zukunftsträchtigsten?

Jan Pospichal: Es ist richtig, man befasst sich immer mit dem was gerade am Programm ist. Daraus resultiert dann, dass gerade das Werk für eine gewisse Zeit zum Favoriten wird um vielleicht schon bei der nächsten Produktion von einem anderen Werk bzw. Komponisten abgelöst zu werden. Ich kann daher nicht sagen mir ist der oder jener Komponist lieber.

AMN: Haben Sie einen Computer? Nützen sie das Internet und e-Mail? Glauben sie, dass auch für die Musik diese Medien hilfreich und förderlich sind?

Jan Pospichal: In der heutigen Zeit kommt man ohne Computer nicht mehr aus. Als Kommunikationsmittel ist er bereits unersetzlich. Durch das E-mail wird die Übermittlung von Nachrichten und Informationen immer schneller, was leider auch den Nachteil hat, dass der Informationszeitpunkt immer weiter nach hinten verschoben wird und oft die Vorbereitungszeit für irgendwelche Ereignisse immer begrenzter werden. Mit durch die Post versandten Brief musste man frühzeitig informieren und reagieren und es blieb genügend Vorbereitungszeit. Durch das raschlebige E-Mail wird einem die Zeit genommen und es entstehen sicher viele Ungenauigkeiten an denen dann herumgebastelt werden muss um befriedigende Ergebnisse zu erlangen. Für die Musik verwende ich den Computer nicht, ich habe genügend CD's die ich je nach Interessenslage anhöre. Aber Musik vom Internet lade ich nicht herunter. Für mich ist die größte Befriedigung Live zu spielen.

AMN: Vielleicht haben sie einen Wunsch, ein Ziel oder auch nur eine Anregung, die sie den Lesern mitgeben wollen. In Zeiten, die vielfach nur von wirtschaftlichen Überlegungen geprägt sind, gibt es sicher auch Wunschträume, Zielvorgaben auf kulturellem Gebiet, oder Anregungen wie man die Zukunft besser gestalten könnte.

Jan Pospichal: Mein Wunsch wäre, dass die Anzahl der Zuhörer bei Konzerten nicht zurückgeht, dass sich auch genügend Sponsoren finden die in diese Richtung wirken. Dass die Zeit für Live-Konzerte von den Menschen bewusst wahrgenommen wird, dass Kammermusik - oder Orchesterkonzerte besucht werden und das ästhetische Empfinden weiter gefördert wird. Es wäre auch schön, wenn die Hausmusik, die früher gepflegt wurde, wieder mehr zu ehren käme, da ein wirklicher Zugang zu Musik nur im aktiven musizieren gefunden werden kann. Der persönliche Kontakt der daraus entsteht bringt die Menschen einander näher und bereichert in einem Ausmaß wie es nur durch wenige anderweitige soziale Kontakte zustande kommen kann.

AMN: Wir danken für das Gespräch und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg und natürlich auch die Erfüllung Ihrer Wünsche.



 


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