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Walter KobéraIntendant der Neuen Oper Wien AMN: Sehr geehrter Herr Kobéra, wie man dem Prospekt der Neuen Oper Wien entnehmen kann, basiert dessen Gründung auf einer Idee bzw. einer Vision - "Man gründe ein Theater" - ist dieses Unternehmen für Sie etwas wie eine Sinn-Findung, oder die Verwirklichung eines Traumes?
AMN: Sie sind Intendant und künstlerischer Leiter der Neuen Oper Wien und haben somit die vielfältigsten Aufgaben in Ihrer Hand, ist das vom Arbeitsaufwand nicht eine Herausforderung bis an die Leistungsgrenze, oder überwiegen doch die Vorteile, selbst um alle Zusammenhänge bescheid zu wissen? Walter Kobéra: Trotz der zugegeben großen Belastung gibt diese Konzentration von Verantwortung die Möglichkeit, die verschiedenen Ideen von Regisseuren, Kostüm- und Bühnenbildner, Lichtdesigner mit den eigenen künstlerischen Absichten zu bündeln und damit Theater immer in Bewegung zu halten. Denn Theater bedeutet: sich in permanenter Veränderung zu befinden. AMN: Herr Kobéra, mit Ihrer Produktion Marco Polo stellen Sie dem Publikum eine Produktion vor, die sicher nicht mit dem Alltäglichen auf einer Theaterbühne einhergeht. Welche Reaktionen gibt es dazu, und wie wird die Vorführung aufgenommen? Walter Kobéra: Als ich Tan Dun´s Oper mittels einer CD-Einspielung - es war eine CD mit einem ausschließlich in japanischer Sprache abgefaßten Booklet - kennenlernte, wußte ich zwar, daß es sich dabei um ein aufführungswertes Opus handelte, doch ahnte ich keineswegs, welch enormes mediales Interesse die Produktion auslösen würde. AMN: Im Straußjahr 1999 darf natürlich eine Produktion mit Straußmusik nicht fehlen, und das realisieren Sie mit Ihrem Konzert und der Moderation durch Franz Endler. Können Sie uns die Beweggründe für alle diese wunderbaren Unternehmungen erläutern? Walter Kobéra: Wie Marco Polo, so war auch Johann Strauß ein Reisender. Alleine die Titel vieler seiner Kompositionen zeugen davon. Daher lag es für mich sehr nahe, ein Konzertprogramm zusammenzustellen, das die Stationen der Reise Marco Polos zum Titelinhalt habt. AMN: Vielleicht dürfen wir auch ein paar persönliche Fragen an Sie richten: Sie begannen als Geiger im NTO Tonkünstlerorchester, was hat Sie bewogen, sich auf das gewagte Terrain eines Dirigenten und Intendanten zu begeben? Walter Kobéra: Als Orchestermusiker ist das künstlerische Spektrum aufgrund der Funktion eher eindimensional. Als Dirigent und Intendant habe ich die Möglichkeit, diese Grenzen zu sprengen und mich künstlerisch mehr zu entfalten. AMN: Wie sehen die Zukunftspläne der Neuen Oper Wien aus, können Sie mit den Produktionen zeitgenössischer Komponisten auch das eher konservative Opern-Publikum ansprechen? Walter Kobéra: Mein Ziel ist es, in den nächsten drei Jahren auf den großen Erfolgen der Produktionen "Lulu" oder "Billy Budd" aufbauend, die zeitgenössische Oper durch interessante Inszenierungen mehr und mehr in das Bewußtsein des Wiener Publikums zu bringen. Die Reaktionen geben mir Mut und Zuversicht. AMN: Gibt es Institutionen, mit denen die Neue Oper Wien eventuell Koproduktionen machen wird? Walter Kobéra: Ein besonderes Anliegen ist es, Partner wie Wien Modern, Wiener Festwochen oder KlangBogen zu Koproduktionen zu gewinnen. AMN: Haben Sie auch Pläne für Auslandstourneen mit Ihrem Ensemble? Walter Kobéra: Im konkreten Fall von "Marco Polo" besteht eine Einladung. Da wir ein spezielles Raumkonzept für den jeweiligen Aufführungsort anstreben, ist jedoch die Möglichkeit von Gastspielen etwas eingeschränkt. AMN: Die Standardfragen für uns als Internet-Provider möchten wir auch Ihnen stellen: Wie stehen Sie zu dem neuen Medium Internet? Gibt es Reaktionen? Arbeiten Sie selbst mit dem Internet? Walter Kobéra: Seit über einem Jahr haben wir eine eigene Homepage. Und ich kann die Vorteile dieses neuen Mediums fast täglich registrieren. Bei unserer Bürostruktur ist das e-mail nunmehr ein unverzichtbares Element unserer Kommunikation. AMN: Welche Wünsche haben Sie im Straußjahr 1999 an die Musiker, an das Publikum und auch an die Veranstalter? Walter Kobéra: Der Wunsch so einfach gesagt und doch so schwer umzusetzen: Ich wünsche mir eine kompromißlos seriöse Auseinandersetzung mit den Kompositionen dieses hervorragenden Musikers. AMN: Wir danken für das Interview und wünschen Ihnen für alle Ihre Unternehmungen auch in Zukunft den verdienten Erfolg. |
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