Austrian Music Network
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200703: Internationales Guitar Festival Rust  
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2006 
200612: Otto Zykan 
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200610: Yashiro Kondo 
200608: Can Aksel Akin 
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200605: Franz Schaden 
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200601: W.A. Mozart 
2005 
bilder2005 
200512: Gustav Danzinger 
200508: Emanuel Schulz 
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2004 
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2002 
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200209: Duo :nota bene: 
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199908: Bijan Khadem-Missagh 
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199906: Harald Serafin 
199905: Walter Kobera 
199904: Eduard Strauss 
199903: Edith Lienbacher 
199902: Fabio Luisi 
199901: Clemens Hellsberg 
1998 
199812: Alfred Eschwe 

 



Stefan Vladar

Solist, Pianist

Austrian Music Network: In unserer diesjährigen Portraitserie stellen wir Solisten der jüngeren Generation vor, die bereits vielfach als Solisten und Musiker Österreich international erfolgreich vertreten haben.
Sie sind im November kurzfristig für Peter Serkin im Philharmonischen Konzert mit dem Brahms d-Moll Konzert eingesprungen - dafür gebührt Ihnen schon vorneweg ein Sonderapplaus. Es wäre schön, von Ihnen dazu auch einige persönliche Anmerkungen hören.

Stefan Vladar Stefan Vladar: Einspringen ist immer eine spannende Geschichte; nicht zuletzt deshalb, weil man auf Dinge zurückgreifen muß, die man bereits gemacht hat, und weil man einen gewissen Bonus hat. Dieser Bonus dauert natürlich nur ein paar Minuten bei der ersten Probe an, - man wird bedankt, daß man geholfen hat und sich spontan bereit erklärt hat mitzumachen - dann ist der Bonus weg, und es wird nur mehr zugehört, wie man spielt. Aber die erste Schwelle, das ist nicht so sehr die Angst vor dem Publikum, vielmehr die Angst vor den Kollegen. Die ist durch diesen Einspringerbonus leichter zu überwinden.
Spannend ist auch mit einem Spitzenorchester wie den Wiener Philharmonikern und mit Seiji Ozawa zu spielen. So eine Gelegenheit bietet sich nicht sehr oft. Das Erstaunliche dabei ist, man wird und ist selbst besser, wenn vom Orchester und vom Dirigenten so wie in diesem Falle höchste Qualität geboten wird.
Es ist wie beim Tennis - mit einem bessern Partner spielt man eben besser.

Es war sehr anstrengend, weil es sehr kurzfristig war, ich hatte nur 2 Tage Vorbereitungszeit - und hatte dazwischen noch einen Soloabend im Musikverein. Ich habe es aber sehr genossen, und bin für diese Gelegenheit, die sich mir da geboten hat, dankbar.

AMN: Voriges Jahr hatten Sie das 25 jährige Jubiläum der Neuberger Kulturtage gefeiert. Sie haben diese Kulturtage zur Hälfte als Künstlerischer Leiter geführt. Welche Aufgaben sehen Sie hier für Ihre Tätigkeit in nächster Zukunft?

Stefan Vladar: Die Zeiten werden leider etwas schwieriger, ich konnte mir jedoch im Laufe der Jahre einen musikalischen Freundeskreis mit Leuten aufbauen, die immer wieder gerne kommen. Es sind dies ein paar Sänger und Instrumentalisten wie Olaf Bär, Angelika Kirchschlager, Bo Skovhus, Julian Rachlin u.a. die regelmäßig bei unseren Neuberger Kulturtagen teilnehmen.
Mit diesem Freundeskreis an Musikern, die alle berühmte Künstler sind, läßt sich dann leichter ein attraktives Programm erstellen. Das Publikum freut es, die Leute, die sie im letzten Jahr gehört und für gut gefunden haben, wieder zu hören. Wir als Veranstalter freuen uns, wenn unser Angebot an kulturellen Aktivitäten - auch in so kleinen Orten wie Neuberg gerne und gut angenommen werden und sich regen Zuspruchs erfreuen.
Es geht mir bei diesen Neuberger Kulturtagen in erster Linie darum, auch in Zukunft die Qualität halten zu können, und daß wir es auch finanziell leisten können. Beim Ausweiten des Programmangebotes bin ich eher ein pragmatischer Typ - wir müssen - solange unser derzeitiges Angebot angenommen wird, uns nicht neu positionieren, auch wenn wir manchmal von der Fachpresse daraufhin angegriffen werden. Es sind Kulturtage, die mit vielleicht etwas konservativen Programmen an die Öffentlichkeit treten, wobei wir jedoch unser Publikum, das meine Zielgruppe ist, anzusprechen haben.

Ein Experiment haben wir gemacht, indem wir 3 Konzert mit Kammermusik angeboten haben ohne zu sagen, was gespielt wird. Wir sagten nur, wer spielt - das Publikum hat uns vertraut und ist gekommen. Wir spielten z.B. auch ein Quartett von Olivier Messiaen, das, wenn es angekündigt worden wäre, die Leute abgeschreckt hätte - so konnten wir mit diesem Werk jedoch ein positives Echo bekommen.
In diesen Programmen können wir ein bißchen innovativer werden ohne Angst haben zu müssen, vor einem leeren Saal zu spielen. Auf diese Weise wollen wir das Publikum hinführen, daß auch nach Brahms noch gute Musik geschrieben wurde.

AMN: Seit 1999 sind Sie Professor an der Wiener Musikuniversität tätig. Sie sind gerade in einer Umbruchphase an diesen Platz berufen worden. Glauben Sie, hat man hier, wenn Sie sich an Ihre Studienzeit erinnern, für die Studenten günstigere und dem Fortschritt dienlichere Bedingungen geschaffen?

Stefan Vladar: Das ist schwer zu beantworten, da die Umbruchphase noch nicht beendet ist. Eines ist jedoch gewiß: Wenn alle Bedingungen des Ministeriums verwirklicht worden wären, dann hätte es für die Studenten eine bedeutende Verschlechterung gegeben.
Gottseidank haben sich einige intelligente Menschen sehr gewehrt, und es konnten, Vorschläge von dieser Seite einfließen, sodaß es nicht mehr so schlecht aussieht.

Ich glaube der Grundgedanke, aus der Akademie eine Universität zu machen, war falsch. Viele der Entscheidungsträger von damals, die für diese Änderung waren, sind mittlerweilen auch der Ansicht, daß es der falsche Weg war. Leider ist es in der Politik so, daß einmal gefaßte Beschlüsse aus unerklärlichen Gründen nicht mehr rückgängig gemacht werden.

Ich hatte ein Gespräch mit Frau Minister Gehrer, bei dem ich ihr erklärte, daß wenn ein Vehikel nicht den Anforderungen entspricht, man sich um ein anderes umsehen muß. Jetzt wird an diesem Gesetz wahrscheinlich solange herumgebastelt, bis die Rahmenbedingungen den Anforderungen einer Musik Hochschule, bzw. einer Akademie, die ja anders funktioniert als eine Universität, entsprechen. Jedenfalls alles, was den Studenten in diesem Alter vom Instrument wegbringt, auch wenn wissenschaftlich noch so viel dafür argumentiert wird, hindert die Beherrschung des Instrumentes. Und davon lebt der Musiker.

Das Publikum will hören und nicht erklärt bekommen, wie es geht. Wir Lehrer versuchen das auf diese Art den Studenten klarzumachen. Auch, wenn wir dadurch nicht unbedingt den Buchstaben des Gesetzes einhalten können.

AMN: Als Gewinner des Beethoven-Klavierwettbewerbes 1985 können Sie aus der heutigen Sicht gewiß auch Vergleiche anstellen, wie sich das Musikstudium gerade in Österreich entwickelt hat. Da Sie ja nicht nur einseitig die Sololiteratur für Klavier pflegen, dürfte es für Sie sicher möglich sein, hier über ein größeres Spektrum des österreichischen Nachwuchses Auskunft zu geben.

Stefan Vladar: Leider kann ich von dem österreichischen Nachwuchs nicht viel sagen - das Einzige was ich dazu sagen kann ist: "Es gibt ihn nicht!" Bei den Aufnahmsprüfungen plagen wir uns jedes Jahr mit der Punktierung, um wenigstens ein paar Österreicher aufnehmen zu können. Ich weiß nicht genau, woran das liegt. Ein Hinweis könnte sein, daß es in einem Bundesland besser funktioniert als in den anderen, und das ist Oberösterreich. Hier wird am meisten für das Musikschulwesen investiert, und dieses Bundesland hat im Verhältnis zu den anderen Bundesländern auch das beste Musikschulgesetz. Dadurch kommen von dort wesentlich mehr begabte Leute her.

Das soll aber nicht heißen, daß es in den anderen Bundesländern weniger Begabte gibt - sie erhalten nur nicht die gleichen Chancen. Diese Förderung müßte österreichweit und flächendeckend den jungen Menschen gegeben werden, dann werden wir auch wieder genügend Nachwuchs in Österreich haben.

AMN: Sie haben in letzter Zeit auch eine Karriere als Dirigent gestartet. Ist es nicht schwer, das solistische Klavierspiel mit den oft komplizierten organisatorischen und den pianistischen zuwiderlaufenden Agenden eines Dirigenten zurechtzukommen?

Stefan Vladar: Ich sehe hier keine Aufspaltung in verschiedene Sparten. Wenn ich einen Visumantrag ausfülle, dann schreibe ich unter Beruf immer Musiker, und zum Beruf des Musikers gehört eben alles, was mit Musik zu tun hat.

Ich merke immer mehr, daß die Querverbindungen zwischen den einzelnen Sparten so stark, sind und sich - je länger ich das mache - immer mehr ergänzen. Ich profitiere als Pianist davon, daß ich unterrichte. Das Dirigieren hilft mir wieder als Pianist - und so gibt es viele Wechselwirkungen.

Ein Beispiel ist das "timing," wenn ich ein Rubato mache, dann muß das mit einem Orchester durchführbar sein. Kann ein Orchester diese Zeichengebung nicht ablesen, dann wird das Publikum es als unnatürlich empfinden, und das darf ich mir als Pianist auch nicht erlauben. Das Publikum würde aufschrecken und den natürlichen musikalischen Fluß verlieren. - Ich muß daher vorweg eine Definition für ein "Organisches Rubato" finden, das für mich, das Orchester, das Publikum und auch meinen Studenten im Unterricht eine allgemein gültige und verständliche Form präsentiert.
Das ist der innere Puls, der in einer mathematisch erklärbaren Form zu übermitteln ist. Und das kann ich z.B. wieder beim Dirigieren lernen. Ich sehe das an diesem kleinen Beispiel, wie diese ganzen Querverbindungen funktionieren, ineinandergreifen und sich ergänzen.

Auf diese Weise kann ich auch spüren, wie lange ich den Zuhörer noch dabei habe, und wann ich ihn verliere. Als Viertes käme noch die Organisation von Festspielen dazu. Auch das würde ich in diesen Komplex integrieren. Es gehört einfach dazu, denn der Beruf kann nicht nur vom Spielen allein existieren, man muß auch die Öffentlichkeit ansprechen können. Das alles zusammen würde ich daher sagen: der Beruf heißt: "Musiker"

AMN: Welches ist die von Ihnen bevorzugte Literatur - hier wäre sicher eine Aufsplittung zwischen dem Pianisten Vladar und dem Dirigenten Vladar von Interesse - könnte es sich dabei auch um ein Kontrastprogramm handeln?

Stefan Vladar: Als Pianist habe ich eine größere Freiheit, mir die Programme auszusuchen. Da kann ich meine Vorlieben ausdrücken.
Bei einem Orchester ist man gewissen Zwängen unterworfen. Wie ist das Orchester besetzt, was sind seine Stärken, und welche Wünsche werden orchesterseits an mich herangetragen.
Bei der Klavierliteratur bin ich eher konservativ und spiele am liebsten das, was alle anderen auch spielen -Wiener Klassik, Deutsche Romantik. Neuere Musik interessiert mich nicht so sehr.

Ich möchte vor allem nur das spielen, von dem ich überzeugt bin, daß ich es auch gut spielen kann. Ich bin nicht der Virtuosentyp. Diese Seite laß ich eher aus. Für mich geht es darum, wie gut kann ich etwas machen, d.h. wieviel kann ich das besser spielen als andere, und da ist für mich bei einem Mozartkonzert theoretisch und auch praktisch der Qualitätspegel am höchsten. Beim Dirigieren bin ich in einer Aufbauphase, sodaß ich mich jetzt bereits an kompliziertere Werke heranwage. Das sieht dann so aus, daß ich heute bereits eine 2. Mahler dirigiert habe, wobei mir das Brahms Requiem und das Verdi Requiem den stufenweisen Einstieg dazu ermöglichten. Das Interesse ist natürlich auf die ganz großen Sachen mit großer Orchesterbesetzung ausgerichtet, - Oper würde mich auch sehr interessieren.

AMN: Über welche Ihrer Zukunftspläne können Sie heute schon sprechen?

Stefan Vladar: In Bezug auf das Klavierspielen ist es ein Aufbauen auf das Erreichte, das heißt, wenn man schon Erfolge gehabt hat, dann werden die Ziele immer realistischer. Als ganz junger Pianist müßte man verschiedene Ziele als Wunsch oder Wunschtraum bezeichnen. Hat man aber schon einige dieser Wunschträume, z.B. mit den Wiener Philharmonikern Brahms Klavierkonzert zu spielen verwirklicht, dann sind andere gleichgelagerte Zukunftspläne schon greifbarer und im Bereich des Möglichen. Unrealistische Ziele habe ich nicht - denn es läuft derzeit alles sehr gut, und ich kann gegebenenfalls sehen, was auf mich zukommt.

Als Dirigent ist die Situation etwas anders, da bin ich noch ein unbeschriebenes Blatt. Da war ich z.B. Chef der Grazer Symphoniker, dann hat es Unstimmigkeiten gegeben, und das Orchester hat sich von dem Verein gelöst und mich wieder einstimmig zum "(Alten)-Neuen Chef" gewählt. Und da gibt es eine Umbruchssphase. Das Orchester will sich neu konstitutionieren und wird dann wahrscheinlich anders heißen - dazu will ich aber noch nicht zuviel sagen, denn das ist alles noch in einer sehr frühen Anfangsstadium. Feststeht jedenfalls, daß wir es machen.
Das ist für mich ein sehr spannendes Projekt, da man in einer Chefposition wesentlich mehr Aufgaben und auch Verantwortung zu tragen hat, als wenn man nur dirigieren darf.

AMN: Welchen Stellenwert räumen Sie in Ihrer Tätigkeit dem Computer und dem Internet ein? - Haben Sie einen Computer und nützen Sie die Möglichkeiten dieses Mediums?

Stefan Vladar: Beruflich nütze ich den Computer eigentlich nicht -ich schreibe hin und wieder ein e-Mail, das ist aber im Trend der Zeit.

Das Internet nutzte ich schon, da man schnell unbürokratisch zu kostenlosen Informationen kommt, die man sich sonst nur mühsam beschaffen müßte. Telefonnummern z.B. aus anderen Ländern, Flugpläne. Es gibt fast nichts mehr was man im Internet nicht finden kann. Einkaufen von Büchern, Schallplatten, CD´s, ja selbst meine Möbel habe ich über das Internet gekauft. Das ist schon sehr praktisch, da ich mir alle Vorinformationen daraus holen kann - da ist das Internet phantastisch.

AMN: Wir stehen am Beginn eines Neuen Jahres, was würden Sie sich für das Jahr 2002 wünschen?

Stefan Vladar: Ich sehe den Beginn eines Neuen Jahres nicht so, als daß ich mir etwas wünschen müßte. Es genügt mir, wenn sich das erfüllt, was sich alle wünschen - gesund zu bleiben - daß es beruflich so weitergeht wie bisher - das genügt mir auch im Jahre 2002.

AMN: Wir danken für das Gespräch und wünschen Ihnen ein erfolgreiches Neues Jahr, daß es sich nach Ihren Wünschen und Vorstellungen entwickeln möge.

Besuchen Sie auch die Homepage
www.stefanvladar.com



 


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