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Ausgabe 200603

Prof. Leo Mazakarini
Autor & Verleger von
"Die Wiener Staatsoper 50 Jahre - unser Leben",
"Mozart", von Künstler-Monographien und zahlreichen anderen Büchern zu Themen österreichischer Kultur.

Prof. Leo Mazakarini, ein glühender Musik-, vor allem Opernliebhaber, ließ in seinem hervorragend geschriebenen und gestalteten Buch "Die Staatsoper - 50 Jahre - unser Leben" viele Erinnerungen an den kulturellen und musikalischen Wiederaufbau Österreichs wiedererstehen. Ein Werk, über das Ioan Holender in seinem Vorwort schrieb: "Dieses Buch über das Haus am Ring ist ein Muss für jeden österreichischen Opernfreund, und da die Opernwelt ohne der Wiener Staatsoper unvorstellbar wäre, für die ganze Opernwelt."
Ein Buch Mazakarinis über Mozart darf im Mozartjahr selbstverständlich nicht unerwähnt bleiben. Und zu guter Letzt feiert Prof. Leo Mazakarini, Jahrgang 1936, heuer selbst ein Jubiläum, zu dem wir herzlichst gratulieren.

AMN: Herr Prof. Mazakarini, Sie feiern heuer Ihren 70. Geburtstag und das mag sicher auch für Sie Anlass zur Rückschau sein. Was war der Auslöser, dass Sie sich in die Oper verliebten und in Ihrem Leben der Kunst, der Musik, aber vor allem dem Medium Buch Ihre Stimme in Wort und Schrift gaben?

Prof. Mazakarini Prof. Mazakarini: In meinem Elternhaus spielte die bildende Kunst eine elementare Rolle, weniger die Musik. Zu ihr wurde ich als kleines Kind durch das Radio verführt. Mit zehn, elf hatte sich der Gymnasiast von damals nächtens oft und oft heimlich dorthin geschlichen, um über alte Wehrmachtskopfhörer Konzerte, Kammermusik, vor allem Opern zu hören. Dabei gab es von Anfang an keine Grenze, Musik des zwanzigsten Jahrhunderts spielte für mich die gleiche Rolle, wie die Barocke und die Klassik. Mit dreizehn hatte ich nicht nur vieles von Bruckner, Mahler und Reger im Ohr, sondern auch von Aron Copland, Theodor Berger (von seiner Legende vom Prinzen Eugen habe ich sogar geträumt) bis zu den Werken meines späteren Freundes Gottfried von Einem. Musik ist meine unsterbliche Geliebte.

AMN: "Mozart" - heuer zum 250. Geburtstag besonders aktuell und dauernd in allen Konzert- und Opernprogrammen. Welche seiner Opern oder welches seiner Werke würden Sie heuer in den Vordergrund stellen?

Prof. Mazakarini: Von Mozart kann man gar nicht genug bekommen, seine da Ponte-Opern sind Genie-Streiche, die von Gott selber stammen müssen. Was meiner Meinung nach in diesem Jahr ein wenig zu kurz kommt, ist also nicht sein Opernwerk, es ist die Kammermusik, sind etwa seine beiden Klavier-Quartette, die Quintette, das großartige KV 515.

AMN: Im Laufe Ihres Lebens kamen Sie mit den verschiedensten Persönlichkeiten in Kontakt. Alle in Ihrem Buch genannten und beschriebenen Künstler sind dem Kenner ein Begriff - konnten Sie durch diese außergewöhnlichen Menschen tiefere Einblicke oder Verständnis für Ihre musikbegeisterten Interessen gewinnen?

Prof. Mazakarini: Durch meinen Beruf als Verleger, aber auch als Schriftsteller, hatte ich jahrzehntelang das Glück, bedeutenden Menschen nicht nur zu begegnen, sondern langfristige Freundschaften zu erleben, mit Dichtern vor allem, mit Komponisten, mit Sängerinnen und Sängern, mit großartigen Solisten. Daher höre ich sehr häufig bei der Rezeption von Kunstwerken mit, was da an Schicksal dahinter steht. Gerne denke ich etwa an persönliche Begegnungen mit Hindemith, Carl Orff und von Einem zurück. Besonders mit letzterem verbanden mich stundenlange faszinierende Gespräche, die Einsichten und Liebe vermittelten.

AMN: Ihre humanistische Bildung und Ihr Engagement in dieser Richtung lässt die Frage zu: Wo und was unterrichten Sie? Sind Ihre Studenten auch bereit, sich in diesem Sinne zu entwickeln, oder wiegt bei diesen, wie in vielen Bereichen der wirtschaftliche Aspekt vor?

Prof. Mazakarini: Ein humanistisches, aufgeklärtes Menschenbild ist für mich das wesentlichste Ziel, das die Menschen auf dieser Erde erreichen könnten. Noch sind wir weit davon entfernt, dem steht auch nicht nur die Trägheit der Masse entgegen, sondern handfeste Gründe der Macht und ihrer Anwendung. Ich leite in Wien ein Universitätspraktikum mit dem Titel Werkstätte Buchverlag. Dort habe ich das Glück, einer Schar von jungen, weltoffenen, bereits gut ausgebildeten Menschen zu begegnen, mit denen ich gemeinsam in Theorie und Praxis das innere und äußere Erarbeiten von Texten, von Büchern zum Erlebnis zu machen versuche. Dabei stehen etwa auch Themen wie Verantwortung, Ethik und "Wahrheit" in Mittelpunkten. Die Studenten sind großteils voll von Idealen, bisweilen auch von Illusionen, aber sie haben begriffen, dass sie auch von Geld leben müssen. Sie wollen es aber mit Anstand und in ihrer Berufung verdienen.

AMN: Wie, finden Sie, wird von der Allgemeinheit und von den Regierungen der kulturellen Entwicklung Rechnung getragen? Oder wird das, was den Menschen zu höherer Einsicht und menschlicherem Verhalten erzieht, der materialistischen Dominanz untergeordnet?

Prof. Mazakarini: Kunst, Kultur, ernstzunehmende Auseinandersetzung mit ihnen, waren stets schon ein Minderheitenprogramm und sind es geblieben, sieht man mal von Auswüchsen ab, wie sie für mich die Vermarktung der drei Tenöre waren. Ein Land, das seine Kultur nicht fördert, wird bald keine mehr haben. Und: Kultur ist nicht nur die ständige Wiederholung des Alterprobten, Kultur ist auch der konsequente Aufbruch in künstlerisches Neuland.

AMN: Wir sind hier zwar auf einer Music-Website, aber wenn wir jemanden haben der auch auf psychologische Fragen antworten kann, dann würden wir das gerne in Anspruch nehmen. Glauben Sie, dass Menschen, die sich mit Musik und Kultur im weitesten Sinne befassen, zumindest psychisch gesünder sind?

Prof. Mazakarini: Musik, ja der gesamte Bogen der Kultur, ist - neben der Liebe, oder mit ihr - das einzige, was wirklich glücklich machen kann. Nicht umsonst sagt Shakespeare, dass Musik der Liebe Nahrung sei. Mal abgesehen von der Musik-Therapie, die nicht nur Menschen, sondern sogar Ochsen glücklicher machen soll, öffnet Kunst weite Räume, setzt ungeahnte Gefühle frei? Kunst und Liebe verlangen Hingabe, und wahrhaftige Hingabe ist ein guter Weg zum Glück. Kunst macht seelisch gesund, und das ist die beste Voraussetzung für einen gesunden Körper.

AMN: Herr Prof. Mazakarini, haben Sie in nächster Zeit wieder ein Buch oder sonst eine größere Aufgabe in Planung?

Prof. Mazakarini: Ich sehe vor mir so viele Aufgaben, dass ich damit locker die nächsten siebzig Jahre füllen könnte. Natürlich liegen auf meinem Schreibtisch eine Menge von Buchprojekten, von denen ich auch schon zumindest zwei in die Realisierungsphase gebracht habe. Aber noch bin ich im Aufatmen nach meinem im vergangenen November erschienenen Buch "Die Wiener Oper. Fünfzig Jahre - unser Leben" - eine Million Buchstaben waren da vernünftig zu ordnen, was neben einem vollen Verleger-Leben geschah, neben dem Unterricht, wöchentlich ein Dreistundenblock, und neben vielen Abenden, an denen ich versuchte, ein interessiertes, in breiter Anzahl anwesendes Publikum von den unerhörten Schönheiten von Literatur und Musik zu überzeugen. Vor allem plane ich, wiederum viele Abende der Woche in der Oper, in Konzerten, mit Künstlern zu verbringen. Kraft zu holen, um Kraft geben zu können.

AMN: Als Internet-Provider interessiert uns Ihre Einstellung zu den neuen Medien. Sie nützen sicher das E-Mail und das Internet. Glauben sie lassen sich durch diese elektronischen und schnell kommunizierbaren Medien auch für den künstlerischen Bereich nachhaltige Verbesserungen erzielen?

Prof. Mazakarini: Das Kommunikationszeitalter und die mit ihm verbundenen Möglichkeiten faszinierten mich seit den Anfängen: ich war ein User der ersten PCs (damals ohne Festplatte, ohne mitgelieferte Software), und ohne Netz wäre mein heutiges Arbeitspensum nicht zu bewältigen. Und was die Kunst betrifft: das Netz hat es möglich gemacht, dass wir uns alles, was da an großen Werken geschaffen wurde, problemlos nachhause holen können. Es eröffnen sich auch für Kunstschaffende gigantische Möglichkeiten, in musisches Neuland vorzustoßen.

AMN: Wenn man ein Jubiläum feiert, dann blickt man gerne auf das Vergangene zurück. Bestimmt sind Ihre Interessen auch weiterhin zukunftsorientiert. Können Sie - zumindest für den kulturellen Bereich - Prognosen stellen wie es weitergehen wird?

Prof. Mazakarini: Ich war und bin kein Kulturpessimist, obwohl es einem die aktuelle Situation diesbezüglich nicht leicht macht. Da Kunst und Kultur derzeit keine politisch relevanten Quoten machen, drängt man sie an den Rand, in eine Petenten-Situation. Kultur aber ist nicht umzubringen, sie wandert eher aus, geht in den Untergrund oder schafft Revolution. Deshalb ängstigt sie auch bisweilen. Kultur schafft eine humane Gemeinschaft, Kulturlosigkeit macht phantasielos und aggressiv.

AMN: Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was könnte es sein, das Sie persönlich oder auch allgemein als wünschenswert und vielleicht auch erfüllbar erachten?

Prof. Mazakarini: Natürlich wünsche ich mir, dass es meiner Familie gut geht, meiner Frau Monika, die Malerin ist, meinen Töchtern Christiana und Bettina, in deren Leben Kunst eine zentrale Rolle spielt. Und ich wünsche mir wie auch bisher viele gemeinsam erlebte künstlerische Ereignisse. Es gibt nichts Schöneres auf dieser Welt, als gemeinsam mit geliebten Menschen ein wunder-volles Konzert zu erleben und sich danach über das uns verbindende Glücksgefühl dieser Menschen zu freuen. In diesem Auenblick fallen mir unzählige "Wein"-Stellen in Werken der Literatur, der Musik, ein, Stellen, an denen man vor lauter Glück weinen muss.

AMN: Wir danken für das Gespräch, wünschen Ihnen zu Ihrem 70. Geburtstag alles Liebe und Gute und hoffen, dass sich Ihre Wünsche erfüllen mögen.


Ein Muss für Opernfans

Pünktlich zum 50. Jubiläum der Wiedereröffnung der Wiener Staatsoper nach dem Zweiten Weltkrieg erscheint dieser opulent gestaltete und durchgehend illustrierte Band des Verlegers, Buchautors und glühenden Opernliebhabers Leo Mazakarini. Erinnerungen an Künstler, Aufführungen und Dirigenten werden wieder wach.

Mazakarini, Prof. Leo
Die Wiener Staatsoper
50 Jahre - unser Leben

352 Seiten, Format 21 x 29,7 cm, durchgehend vierfarbig illustriert,
Efalin, Schutzumschlag
Ladenpreis: € (A,D) 39,00; SFr 66,00
Erscheinungstermin: November 2005
ISBN: 3-218-00760-7
Im Verlag Kremayr & Scheriau

Das Buch berichtet von unzähligen Sternstunden, erzählt von vielen Vorstellungen, von Sängerinnen und Sängern, von bedeutenden Dirigenten, manchmal auch von Direktoren, von deren programmatischen Plänen, Mentalitäten, ihrem Zorn und ihren Vorlieben. Erzählt werden Nachkriegs-Geschichte und Gegenwart des Hauses am Ring in Direktions-Epochen von Franz Salmhofer über Karl Böhm und Herbert von Karajan bis Ioan Holender.

Zielgruppe:
All jene, deren Seele jubiliert, wenn sie Opern hören, ebenso wie jene, die einem Opernliebhaber ein wunderbares Geschenk machen möchten.



 


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