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Austrian Music Network
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Kammersängerin Edith LienbacherAMN: Sehr geehrte Frau Kammersängerin Lienbacher, erst vor kurzem wurden Sie mit diesem Titel ausgezeichnet. Dazu möchten wir Ihnen nachträglich herzlich gratulieren. Das Austrian Music Network präsentiert in diesem Jahr eine Gedenk-Homepage für Johann Strauß Vater und Sohn im Internet. Aus diesem Anlaß stellen wir jeden Monat eine Persönlichkeit vor, die bekannt ist für Ihre Strauß Interpretationen oder in anderer Form in enger Verbindung zu Johann Strauß und dessen Musik steht. Als Sängerin oder besser gesagt, als "die" Adele der Wiener Volksoper, stehen Sie in einem besonderen Verhältnis zu Johann Strauß. Mit welchen Empfindungen oder Erwartungen gehen Sie in solch ein historisches Jahr?
AMN: Nach Ihrem Studium konnten Sie sich sofort ein Engagement ersingen, in dem Sie Ihre speziellen Stärken, wie die Leichtigkeit Ihrer Stimme und die blitzsauberen Koloraturen einsetzen konnten. Gab es trotzdem am Anfang eine Zeit des Suchens? KS. Lienbacher: Selbstverständlich gab es diese Zeit des Suchens, denn als neuengagierte junge Sängerin ist man abhängig vom Rollenangebot des Hauses. Ich wurde am Anfang sehr vielfältig besetzt, und es hat durchaus einige Zeit in Anspruch genommen, mich in dem für mich richtigen Fach zu etablieren. AMN: Oper oder Operette? Gab es bei Ihnen, Frau Kammersängerin, die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, zu sagen, das liegt mir, das möchte ich machen? KS. Lienbacher: Zum Glück immer wieder. Vor allem bei Gastspielangeboten prüfe ich immer sehr sorgfältig, ob mir die Rolle wirklich gut liegt. Im Moment singe ich zwar mehr Oper, aber beide Genres liegen mir sehr am Herzen. AMN:: Sie haben sicher in Ihrer Karriere eine Vielzahl an Rollen gesungen und gespielt, vielleicht können Sie uns einen kleinen Überblick darüber geben. Welche ist Ihre Lieblingsrolle? KS. Lienbacher: Ich habe 30 Opernpartien und 13 Operettenpartien gesungen. Darunter: Das leichte lyrische Mozartfach (Susanna, Despina, Zerlina, Pamina, Serviglia), Freischütz; Fidelio, Hänsel und Gretel; sowie das Lyrische Koloraturfach: Don Pasquale; der Sommernachtstraum; Eine spezielle Lieblingsrolle habe ich nicht - aber die Adele, von der ich mich jetzt verabschiede, zählt sicher zu meinen am häufigsten und liebsten gesungenen Partien. Eine gesunde Neugier für neue Partien ist für Sänger glaube ich, sehr wichtig. AMN: Welche Bedeutung messen Sie den Gedenkjahren großer Musiker, wie eben heuer Johann Strauß Vater und Sohn, bei? KS. Lienbacher: Die Bedeutung liegt für mich in einer Stärkung der kulturellen Identität einer Nation, verbunden mit einer intensiven Auseinandersetzung eines bestimmten Ouvres oder einer Aufarbeitung in musikhistorischer Hinsicht. AMN:Als Sängerin ist man nicht nur mit der Musik verbunden, man hat auch auf der Bühne zu agieren, man muß die Rolle auch spielen. Kann man sich immer frei entfalten, oder wird diese Freiheit oft durch Regieanweisungen eingeengt? KS. Lienbacher: Prima la musica dopo parola?! Als Sänger gerät man immer wieder in das Spannungsfeld zwischen Musik und Regie. Ideal ist es für mich, wenn ich den Intentionen eines Regisseurs folgen kann, und trotzdem das Gefühl eines persönlichen Spielraumes behalte. AMN: Frau Kammersängerin, ist es für Sie wichtig, welcher Dirigent am Pult steht? Bzw. unter welcher Regie ein Bühnenwerk verstanden oder mißverstanden wird? KS. Lienbacher: Die musikalische Qualität des Abends wird zweifelsohne wesentlich vom Dirigenten beeinflußt. Für mich selbst ist es sehr wichtig, einen animierenden und phantasievollen, musikalisch aufmerksamen Partner am Pult zu spüren. AMN: Wann und in welcher Rolle werden Sie in Ihrer nächsten Premiere zu bewundern sein? Und wer werden Ihre Partner sein, sowohl vor als auch hinter der Bühne? KS. Lienbacher: Meine nächste Permiere ist am 4. April 1999. Mein anfangs erwähntes Rollendebut als Rosalinde in der Fledermaus. Die Besetzung wird folgendermaßen aussehen:
Also eine sehr jugendliche Besetzung. AMN: Welche Wünsche haben Sie für das Strauß-Jahr 1999? KS. Lienbacher: Ich wünsche mir, daß die Musik der Straußdynastie als einer der größten musikalischen Exportartikel Österreichs im heurigen Jahr das bleibt, was sie ist: nämlich der Inbegriff wienerischer Musizierfreude. AMN: Da es sich beim Internet um ein noch neues Medium handelt, stelle ich auch Ihnen die Frage: Wie stehen Sie zu diesem neuen Medium und zu der sich immer mehr ausbreitenden Computer-Gesellschaft? Wollen Sie auch einsteigen und sich faszinieren lassen? KS. Lienbacher: Ich glaube, daß man gerade in unserer Branche an diesem Medium nicht vorbei kann. Ich werde sicherlich einsteigen und zwar gemeinsam mit meiner älteren Tocher, die sich in Kürze auch in der Schule damit beschäftigen wird. AMN: Wir danken für das Interview und wünschen Ihnen auch weiterhin viel Erfolg. |
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