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Austrian Music Network
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Dr. Eduard StraussSohn des bislang letzten Musikers der Strauss-Dynastie AMN: Sehr geehrter Herr Dr. Strauss, Sie sind eigentlich seit Ihrer Geburt eine Person öffentlichen Interesses. Wie empfinden Sie die Verpflichtung, das Erbe der Strauss-Dynastie, wenn schon nicht auf musikalischem Wege, so doch mit den Ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln weiterzuführen?
AMN: Welchen Einfluß können Sie als Präsident dieses Institus nehmen, um die Werke Ihrer Vorfahren, die nicht mehr dem Autorenschutz unterliegen, vor unerwünschten Bearbeitungen zu schützen? Dr. Strauss: Grundsätzlich ist dagegen nichts zu machen. Man kann nur die "Originale" fundiert wissenschaftlich und quellenkritisch im Rahmen einer Gesamtausgabe so herausgeben und den Praktikern schmackhaft machen, daß kein Bedarf mehr nach Bearbeitungen besteht. Dazu hilft auch das vom Institut herausgegebene "Strauss-Elementar-Verzeichnis" (SEV), das erste quellenkritische Werkverzeichnis. AMN: Ihr Vater war Dirigent und hatte die Möglichkeit, selbst aktiv am musikalischen Erbe teilzuhaben. Glauben Sie, daß es für Ihn eine große Belastung war, sich immer wieder dem Publikum als Nachkomme der berühmten Strauss-Familie zu präsentieren? Dr. Strauss: Ja, auf jeden Fall! Der Name Strauss ist für einen Interpreten dieser Musik eine sehr große Herausforderung und Belastung. Auch deshalb wurde ich nicht Musiker. AMN: Herr Dr. Strauss, Sie sind Jurist und ein prominenter Richter. Stand für Sie nie der Wunsch, Musiker zu werden, in Ihren Ausbildungsplänen? Oder waren es ähnlich gelagerte Umstände wie bei Johann Strauß Vater, der nie wollte daß seine Söhne Musiker werden, die Sie davon abgehalten haben? Dr. Strauss: Ich glaube, ich bin musikalisch und wäre sicher auch gern Musiker geworden. Mein Vater hätte auch nichts dagegen gehabt. Aber, wie schon gesagt, erschien mir die Belastung durch den Namen zu groß. AMN: Halten Sie Gedenkjahre berühmter Komponisten für wichtig, oder glauben Sie, daß hier oft aus kommerziellen Gründen über das Ziel geschossen wird? Dr. Strauss: Solche Gedenkjahre sind eine große Chance, ein breites Publikum anzusprechen, für die Musik und die Geschichte der Familie zu interessieren und der Forschung neue Impulse und (hoffentlich) Sponsoren zu bringen. Natürlich wird gelegentlich in der Vermarktung - gerade bei Strauss - übers Ziel geschossen. AMN: Ziel der Johann Strauß Gedenkhomepage des Austrian Music Networks im Internet ist es, den Menschen nicht nur reines Buchwissen zu vermitteln. Diese Seiten sollen von der Lebendigkeit aktuellen Geschehens getragen werden und zum Teil auch historische Hintergründe aufdecken. Die Frequenz der Zugriffe auf diese Seiten ist sehr hoch und wir glauben, bis zum Ende dieses Jahres ein abgerundetes Bild von den Meinungen verschiedener Persönlichkeiten des musikalischen Lebens in Österreich darstellen zu können. Herr Dr. Strauss, welche Werke der Sträuße zählen zu Ihren Lieblinkskompositionen? Dr. Strauss: Grundsätzlich ist Josef Strauss mein Liebling unter den Komponisten der Familie. Aber er steht im Schatten des populärerern Johann Sohn. Besonders gefallen mir von Josef Strauss "Delirien"-Walzer, "Dynamiden"-Walzer, "Dorfschwalben aus Österreich", "Mein Lebenslauf ist Lieb´ und Lust" (Walzer) oder von Johann Sohn zum Beispiel der Walzer "Künstlerleben" oder "Vibrationen" AMN: Glauben Sie, kann man Verständnis für Musik mit Worten erreichen? Oder besser geagt, sind Sie der Meinung z.B. Prof. Mertin's: "Musik muß man machen!" Dr. Strauss: Natürlich lebt Musik vom Spielen! Aber die Forschung soll den Interpreten das Hintergrundwissen in die Hand geben, damit diese die Musik tiefer verstehen und durchdrungener dem Hörer präsentieren können. AMN: Eine Frage, die wir als Internet Provider allen stellen: Halten Sie, Herr Dr. Strauss das Internet für ein geeignetes Instrument, auch im Musikbereich das vermittelnde und übermittelnde Medium der Zukunft zu werden? Glauben Sie, daß es einmal auch einen virtuellen Konzertsaal geben könnte? Dr. Strauss: Ich halte das Internet für das Medum der Zukunft. Ob es einen virtuellen Konzertsaal geben könnte, hängt von der Qualität der Darbietung und den technischen Möglichkeiten ab. Dennoch scheint mir die Atmosphäre eines "Live"-Konzerts unüberbietbar! AMN: Welche Wünsche haben Sie für das Strauss-Jahr 1999: an die Musiker, an die Veranstalter, die Buchautoren und auch an das Internet? Was können wir alle beitragen, um den beiden Genies würdig zu gedenken? Dr. Strauss: Forschung und Pflege der Musik meiner Familie leidet an der unglücklichen Unterscheidung zwischen U- und E-Musik. Mein Wunsch: nehmen wir die Unterhaltungs-Musik der Familie Strauss ernst. Ich lade alle Interessierten zum musikwissenschaftlichen Symposium des Wiener Instituts für Strauss-Forschung vom 22. bis 25. Oktober 1999 unter dem Titel "Johann Strauss: Musik - Umfeld - Interpretation" nach Wien ein. Der Ort wird noch bekanntgegeben. AMN: Wir danken für das Gespräch und wünschen Ihnen, Herr Dr. Strauss, viel Glück. Uns wünschen wir, daß die Werke dieser beiden wunderbaren Musiker noch für viele Generationen erklingen mögen. |
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