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Austrian Music Network
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(red.) Im Monat März stellt das Austrian Music Network den jungen Salzburger Violinsolisten Benjamin Schmid in den Mittelpunkt seiner Portraitserie. Wir nehmen diese Portraitserie zum Anlass, das Publikum, die Veranstalter und auch die Agenturen auf den österreichischen und auch in Österreich lebenden Solisten - und Musikernachwuchs aufmerksam zu machen. In Österreich, das zu einem großen Teil seiner Attraktionen dem Musiksektor verdankt, wird leider der Wert und auch die Wertschätzung des hier gewachsenen Musikschaffens und seiner Musiker zuwenig beachtet. Musik ist ein sehr großer Wirtschaftsfaktor, der über die Umwegrentabilität dem Land mehr als nur finanzielle Erfolge bringt. Musik ist auch ein Integrationsfaktor, der grenzüberschreitend und völkerverbindend wirkt. Diese Qualitäten müssen erkannt werden. Im Austrian Music Network wollen wir darauf hinweisen. Unser Musikernachwuchs ist das zukünftige Kapital das gefördert gehört, und in das es sich lohnt, auch zu investieren. Benjamin SchmidSolist, ViolineAMN: Herr Schmid, sie spielen im März 2002 zwei der bedeutendsten Konzerte des 20. Jahrhunderts zum ersten Mal: das Violinkonzert von Alban Berg in einer Serie mit dem NTO und Sebastian Weigele, am 17. im Musikverein in Wien und am 28. das 2. Violinkonzert von Bela Bartok in Bordeaux, im Palais des Sports unter Hans Graf. Wie ergibt sich das?
AMN: Auf Bach-Ysaye und Violine solo würden wir gerne später noch fragen. Jetzt nochmals zu Berg und Bartok und zur Musik des 20. Jahrhunderts. Welche Musik interessiert sie aus dieser Epoche besonders und gibt es Musik aus dieser Zeit die sie weniger spielen? Benjamin Schmid: ich habe anlässlich der Aktualisierung meiner Repertoire-Liste für Konzerte mit Orchester nachgerechnet: von den 80 Werken, die ich bereits am Podium mit Orchester gespielt habe, sind ca. ein Drittel Werke des 20. Jahrhunderts bzw. der Gegenwart. AMN: Zu den CD'S haben wir später noch Fragen. Zuerst noch einmal zur Musik des 20. Jahrhunderts: gibt es da auch ungewöhnliche Schwerpunkte in ihrem Musikerleben? Benjamin Schmid: Da darf ich meine Beschäftigung mit improvisierter Musik erwähnen. Aus dem 20. Jahrhundert steht da an erster Stelle der Jazz und die ihm verwandten Arten der "contemporary music". Für mich zählt Jazz zu den faszinierndsten und intensivsten Musikformen, die ich kenne. AMN: Der Bach-Ysaye-Zyklus war im Jahr 2000 eine einmalige Serie oder gibt es ihn weiterhin von Benjamin Schmid gespielt? Benjamin Schmid: 2000 habe ich jeweils den ganzen Zyklus (3 Abende mit allen sechs Solo-Sonaten von Bach und von Ysaye) innerhalb einer Woche gespielt: in London, New York, San Francisco, Tokio und Wien u. a.. Das war eine besondere Herausforderung für das Publikum (so konzentriert hat das noch kein Geiger angeboten) - und für mich. In Salzburg verteilte ich die drei Abend über die ganze Saison. Jetzt spiele ich gerne einzelne Abende daraus oder den ganzen Zyklus mit längeren Abständen zwischen den einzelnen Abenden. Das ist für die Zuhörer und mich doch entspannter. Aber die Kombination Bach und Ysaye halte ich weiterhin für grossartig und diese Musik wird mich so schnell nicht loslassen. AMN: Sie haben diese beiden Zyklen auch auf CD eingespielt und dafür Auszeichnungen erhalten? Benjamin Schmid: Ja, mehrere. Besonders stolz war ich auf die Wahl der Bach-Solo's zu "editor's choice" im Londoner "Gramophone"-Magazin (Juni 2000). Das hat auch meinem label Arte Nova viel Vertrauen in meine Einspielungen gebracht und dazu beigetragen, dass man mir dort sehr weitgehend selber bestimmen lässt, was ich aufnehmen möchte - eine heutzutage sehr seltene Situation, wo im Klassikmarkt von den CD-Firmen wesentlich mehr Künstler aus ihren Verträgen entlassen, als neue aufgenommen werden. AMN: wie schaut die aktuelle Discographie von Benjamin Schmid aus und welche Pläne gibt es? Benjamin Schmid: Bei MDG gibt es die Paganini-Capricen mit der Klavierbegleitung von R. Schumann, die in Australiens "soundscape"-Magazin schon 1997 "editors's choice" war und die Pfitzner-CD mit Clemens Hagen, Cello und Claudius Tanski, Klavier, für die wir in London's "Gramophone" - Magazin "editor's choice" erwähnt wurden und den "Preis der Deutschen Schallplattenkritik" erhielten. Die Pläne für die nächste Zeit: alle Mozart-Konzerte als live-Mitschnitte eines Zyklus in der "Internationalen Stiftung Mozarteum" 2002/03. DerStart der Gesamtaufnahme aller Beethoven-Sonaten mit Alfredo Perl, Klavier. Mit Alfredo werde ich den ganzen Zyklus u. a. auch in der Wigmore-Hall, London spielen. Dann soll im nächsten Jahr das Goldmark-Konzert in Leipzig mit Ralf Weikert produziert werden. Von Weikert und mir gibt es bereits einen live-Mitschnitt des Korngold-Konzerts mit dem NTO aus dem Musikverein, der lt. Aufnahmeleitung (ORF) "so wie er ist, ohne Korrektur" auf eine CD kommen kann. Korngold und Goldmark-Konzert aus zwei der berühmtesten Säle der Welt, mit gleichem Solisten und Dirigenten auf einer CD, das ist das Ziel. Und dann muss ich noch erwähnen, dass die AUA im kommenden Sommer in ihrem Langstrecken-Bord-Programm 60 Minuten Musik von Fritz Kreisler, gespielt von Lisa Smirnova, Kavier und mir anbieten wird und dass diese Kreisler-Aufnahmen 2004 ebenfalls im Vertrieb von Arte Nova sein werden. Offen ist für mich noch das Schicksal meiner "Kreativ"-CDs, wie der "Beni Schmid Obsession"-CD, die ich mit fantastischen österreichischen und slowakischen Kollegen eingespielt habe. Um die in den professionellen Vertrieb zu bringen ist eine stärkere Präsenz im Jazz-Markt notwendig und ich hoffe sehr, bald die dafür notwendige Zeit zu finden. AMN: Sie waren mit 28 Jahren Hochschulprofessor und haben mit 30 wieder aufgehört zu unterrichten. Wieso? Benjamin Schmid: Die frühe Professur war so von mir nicht geplant, aber ich habe 1996 die Klasse der von mir sehr verehrten und leider viel zu früh verstorbenen Prof. Irmgard Gahl an der Hochschule "Mozarteum" übernommen. Das war eine Reverenz vor Irmgard, der ich mit ihrer Gewissenhaftigkeit und Kompetenz unendlich viel verdanke: ich war in den entscheidendenen Jahren von 8 bis 15 ihr Schüler und wunderbar betreut. AMN: Jetzt noch eine unserer Standardfragen: Welche Bedeutung haben für sie der Computer, das Internet, e-mail etc.? Benjamin Schmid: In der beruflichen und persönlichen Organisation komme ich natürlich auch nichtmehr ohne die meisten dieser Hilfsmittel aus. Es bleiben aber für mich Hilfsmittel. Ich bin fasziniert davon, was alles damit möglich ist, aber ich nutze eigentlich nur das, was ich brauche, d. h. e-mail und Tourneebuchungen. AMN: Zum Abschluss die Frage nach den Projekten, die sie machen werden oder gerne machen würden? Benjamin Schmid: Da denke ich in zwei Ebenen: AMN: Wir danken für das Gespräch, und wünschen Ihnen viel Erfolg bei Ihren vielseitigen Aufgaben und Plänen. |
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