![]() |
Austrian Music Network
|
||
|
|||
Portrait: Verlag Doblinger - Dr. Christian HeindlFür das österreichische Musikleben ist es von großer Wichtigkeit, einen Verlag zu haben, der sich um die Herstellung und Verbreitung des heimischen Musikschaffens bemüht. Wir stellen daher diesmal Dr. Christian Heindl als Vertreter des Musikverlages Doblinger in den Mittelpunkt unserer Portaitserie. Der Musikverleger ist nach dem Komponisten der Zweite der sich eines Werkes annehmen muss, um es zur weiteren Verbreitung und zum Gebrauch im Konzertsaal spielbar zu machen. Dr. Heindl hat sich bereit erklärt, in diesem Portrait einen kurzen Überblick über die Aufgaben und Zielsetzungen des Verlages Doblinger zu geben. AMN: Der Verlag Doblinger ist eine traditionsreiche Institution des österreichischen Musiklebens. Wie geht man heute mit dieser Tradition um? Doblinger / Dr. Heindl: AMN: Welche Aufgabenbereiche bzw. Sparten der Musik werden von Ihrem Verlag oder von Ihnen persönlich wahrgenommen? Dr. Heindl: Die Aufgaben, die der Verlag heute vertritt, haben sich sehr gewandelt. Vor allem im medialen Bereich. Der Verlag ist von Haus aus ein Notenhersteller, aber diese einst wichtigste Rolle ist heute ergänzt worden durch eine Managementposition. AMN: Wie ist der Werdegang einer Neuauflage - und welche Neuauflagen sind gerade in Vorbereitung? Dr. Heindl: Doblinger betreut parallel drei große Schienen. Die Reihe Diletto musicale, die "Alte Musik". Die zweite Schiene ist die pädagogische Linie, die international auch sehr wichtig ist (soeben haben wir etwa die neue Gitarrenschule "Play Guitar" von Michael Langer und Ferdinand Neges herausgebracht) und die dritte Schiene ist die "Neue Musik". Das ist eine meiner Hauptaufgaben; die zeitgenössische Konzert- und Opernmusik. AMN: Können Sie einige der zeitgenössischen Komponisten Ihres Hauses namentlich nennen? Dr. Heindl: Bei den modernen Komponisten gibt es derzeit sehr viele, die wir herausbringen. Es wäre unfair, da nur ein paar aufzuzählen. Aber es reicht jedenfalls von Cerha und Einem über beinahe alle großen Namen der österreichischen Musik bis hin zu Vertretern der jüngsten Generation. AMN: Wie ist es mit den Urheberrechten, die abgegolten werden müssen. Gelten diese schon weltweit oder anerkennen noch immer einige Länder diese nicht an? Dr. Heindl: Die Urheberrechte gelten weitgehend weltweit. Allerdings ist die Abgeltung ein Problem, weil in einigen Ländern die Urheberrechtsgesellschaften nicht so gut organisiert und flächendeckend arbeiten wie in Mitteleuropa bzw. Westeuropa. In den Ländern des ehemaligen Ostens haben wir zwar sehr viele Aufführungen, das Leihmaterial wird seriös abgerechnet, und die Verträge für die Aufführungen unterzeichnet. Allerdings Tantiemen fließen in der Regel nachher nicht. Hier kann man oft nur mehr von Annerkennungsbeträgen sprechen, wenn z.B. für die Aufführung einer Symphonie nur € 1.- an Tantiemen einlangt. AMN: Einige Fragen zum Verkauf von Notenmaterial. Es ist oft eigenartig, dass manche Materialien des gleichen Werkes bei verschieden Verlagen herausgegeben werden und unterschiedlich im Preis sind. Worauf ist das zurückzuführen? Dr. Heindl: Diese Frage drängt sich selbstverständlich den Kunden auf, ist aber relativ leicht zu beantworten. In dem Preis spiegelt sich der gesamte Produktionsvorgang, und darin ergibt sich der Unterschied. Muss ein Verlag den ganzen Vorgang von der Partitur bis zum fertigen Notenmaterial voll durchziehen oder ist bereits eine fertige Computervorlage vorhanden. Auf diese Weise ergeben sich sehr große Unterschiede im Arbeits- und Kostenaufwand welches im unterschiedlichen Preisen zu verzeichnen ist. Ein weiterer Punkt bei der Preisgestaltung ist noch die Auflagenhöhe - diesen Aspekt kann ein Kunde natürlich nicht wahrnehmen, ob ein Werk in einer Auflage von 20 oder 2000 Stück hergestellt wurde. Bei Doblinger haben wir uns aber bemüht, weil uns gewisse Preise oft nicht vertretbar erschienen sind, sie in den letzten zwei Jahren so umzugestalten, dass den Kunden der Preis einer Doblinger Ausgabe verständlich sein muss. AMN: Übernehmen Sie auch im Eigenverlag hergestellte Werke in Ihr Sortiment? - Welche Kriterien müssen solche Werke bzw. deren Hersteller erfüllen, um ein Chance auf dem Musikalienmarkt zu haben? Dr. Heindl: Auch wenn ein Komponist sein Notenmaterial selbst herstellt, braucht er dennoch einen Verlag. Ein Verlag hat meistens weltweite Kontakte und das Know how, um für den Komponisten mit allen zuständigen Gremien in Kontakt zu treten. Als Verlag treten wir von uns aus an den Kunden heran und bieten dieses Werke an. Das entspricht der von mir bereits erwähnten Managementfunktion. AMN: Der Verlag oder die Musikalienhandlung Doblinger hatte früher in Ihrem Barocksaal immer wieder Konzertveranstaltungen abgehalten. Da wurden, soweit ich mich erinnere, neue Werke und auch junge Künstler vorgestellt. Diese Förderung für die Komponisten und deren Musik hatte Tradition. Sehen Sie wieder einmal eine Chance, die "Doblinger Konzerte" aufleben zu lassen Dr. Heindl: Es ist nicht richtig, dass es die Konzerte im Doblingers Barocksaal nicht mehr gibt. Wir haben nur die großen Feiern der letzten beiden Jahre, 2001 das 125 jährige Jubiläum des Verlages Doblinger, und 2002 den 100. Geburtstag unseres Komponisten Jenö Takács in größerem Rahmen außer Haus gemeinsam mit der Österreichischen Nationalbibliothek veranstaltet. AMN: Den neuen Medien Internet, E-Mail und dem Computer können sich keine Unternehmen mehr verschließen. Unsere Frage geht in die Richtung - wird dieses technische Equipment von Ihnen für die Herstellung neuer Ausgaben voll eingesetzt? Gibt es da besondere Notenschreibprogramme? Dr. Heindl: Wir sind in diesem Punkt ein sehr fortschrittliches Unternehmen und haben ein Programm, von dem man weltweit unseren Bestand im Verlag und im Notengeschäft abrufen kann. Es ist auch unsere Überzeugung, dass das Internet, zwar einer ständigen Erneuerung und Aktualisierung bedarf, aber zum Standard unseres Verlags gehört. Das E-Mail, ersetzt mittlerweile, wenn ich es auch mit leichtem Bedauern sage, den Brief fast zur Gänze. Es hat die Geschwindigkeit der Information in diesem Fall den Vorrang. Leider wird manchmal auch der Telefonkontakt durch das E-Mail ersetzt, obwohl das persönliche Gespräch und der direkte Kontakt sicher verbindlichere bzw. freundlicher Ergebnisse bringen als das sachliche E-Mail. AMN: Vielleicht haben Sie von der Verlagsseite her eine Idee, warum wir unsere Wiener Musiktradition vielfach nicht in dem Maße präsentieren können, und warum wir uns von einer musikalischen Fast food Industrie oft an den Rand drängen lassen? Dr. Heindl: Über diese Frage könnte man lange philosophieren. Es scheint so, dass es sich der Mensch generell nicht allzu schwer machen möchte. Um aber zur Musik zu kommen, bedarf es schon einer gewissen Anstrengung, einer Energie, die aufzubringen ist. Es gehört auch Mut dazu, sich auf "Neues" einzulassen, sich und auch andere zu bestärken, sich darauf einzulassen. Ein neuer Name muss nicht etwas Schreckliches bedeuten, man muss darauf zugehen. Diese Arbeit kann auch etwas sehr Schönes sein. AMN: Wenn Sie eine Zukunftsvision für die österreichische Musikszene oder selbst auch für sich und Ihren Verlag einen speziellen Wunsch haben - was könnte das sein? Dr. Heindl: Ich sehe die Zukunft zu einem gewissen Maße in der Gegenwart. So wie es ist finde ich es gut, daher habe ich keine Vision, wie es noch besser und schöner werden könnte. Wenn ich meine kleinen Visionen jeden Tag realisieren kann, dann ist das im Sinne meiner Aufgabe. Als Verlagsmensch stelle ich jedenfalls in Österreich und international eine sehr gute, positive Tendenz hinsichtlich steigender Aufführungsziffern fest, auch wenn ringsum das Schlagwort herrscht, dass alles schlechter wird. Bedauerlich ist hingegen, wenn aus Kostengründen manchmal statt eines Orchesterkonzertes nur ein Streichquartett eingesetzt wird. AMN: Wir danken für das informative Gespräch und wünschen Ihnen und dem Verlag Doblinger für Ihre Aufgaben weiterhin viel Glück für die Zukunft. |
|