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Austrian Music Network
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Prof. Gerhard Track Anlässlich des im Juni in Wien & Salzburg stattfindenden - "World Choral Festivals 2005" - bringt das Austrian Music Network ein Portrait des Komponisten, Dirigenten und Chorleiters Prof. Gerhard Track. Es soll die internationalen, musikalischen Verflechtungen des Chorwesens aus aller Welt dokumentieren, die Prof. Track immer ein besonderes Anliegen waren. Prof. Track ist der künstlerische Leiter dieser Veranstaltungen und wird mit seiner Moderation das Publikum durch das Festival führen. AMN: Herr Prof. Track, Sie haben bereits sehr früh ihre Karriere begonnen.
AMN: Waren die Sängerknaben ihre erste Bekanntschaft mit Musik? Prof. Track: Mit der klassischen Musik auf jedem Fall. Doch Musik gab es schon immer in meinem Elternhaus. Mein Vater, Ernst Track, war nicht nur Conferencier im Rundfunk, er war bei Veranstaltungen eine Persönlichkeit. Er schrieb über 500 Kompositionen der gehobenen Unterhaltungsmusik, vor allem Wienerlieder und Märsche. Meine Mutter sang als junges Mädchen in einem Kirchenchor. So hatte ich in meinen Kinderjahren zweifache, musikalische Einflüsse: die U-Musik meines Vaters und die E-Musik bei den Sängerknaben.
AMN: Wie ging es nach dem Stimmbruch weiter? Prof. Track: Prof. Grossmann und Prof. Dr. Hans Gillesberger, der zu dieser Zeit einer der Kapellmeister der Wiener Sängerknaben war, beeindruckten mich stark. Diese beiden Herren erweckten in mir vor allem die Liebe zur Kunst und zum Chorgesang. Kapellmeister Prof. Haymo Täuber, der neben seiner Tätigkeit bei den Wiener Sängerknaben viele Orchesterkonzerte dirigierte, weihte mich in das Studium der Orchesterpartitur ein. Ich wollte Dirigent werden. AMN: Sie waren Kapellmeister bei den Wiener Sängerknaben, wie kam es dazu? Prof. Track: Ich war bereits mit 17 Jahren der erste ständige Chorleiter des "Chorus Viennensis", der Männerchor ehemaliger Sängerknaben. Rektor Josef Schnitt, der Leiter der Sängerknaben, hatte die, Idee ehemalige Sängerknaben für den Gesang des Gregorianischen Chorals in der Hofmusikkapelle einzusetzen. AMN: Sicher haben Sie als Kapellmeister der Wiener Sängerknaben auch viele Konzerttourneen unternommen? Prof. Track: Ich war mit den Sängerknaben zweimal in den USA, wo wir je 80 Konzerte in 90 Tagen gaben. Als erster Chor in der Geschichte der Sängerknaben war ich in Japan. In Europa konzertierten wir oft in England, Schottland, Holland, Belgien, Schweiz, Deutschland, und Ungarn. AMN: Wie lange waren Sie Dirigent bei den Sängerknaben und wie verlief Ihre Karriere? Prof. Track: 5 Jahre war ich bei den Sängerknaben, von 1953- 1958. Bei unserer zweiten Amerika- Tournee sangen wir u.a. an der "St. John's University" im amerikanischen Bundesstaat Minnesota. Nach dem Konzert fragte mich der Dekan der Universität, ob ich jemanden wüsste, der den Universitätschor und das Universitätsorchester übernehmen sowie verschiedene Fächer unterrichten könnte. AMN: Waren Sie nur in Minnesota oder auch in anderen Bundesstaaten der USA? Prof. Track: An der St. John's University war ich 11 Jahre. Dort leitete ich das Universitätsorchester, das ich zu einem "Community"-Orchester ausbaute, wodurch auch Musiker aus den umliegenden Städten verpflichtet wurden. Ich lud Gastsolisten ein wie Jean Madeira, die unvergessene Carmen der Wiener Staatsoper und der Met, Gastchöre und natürlich die Wiener Sängerknaben die mit dem Orchester musizierten und vieles mehr. Mit dem "St. John's University Men's Chorus" unternahmen wir jedes Jahr Tourneen in den USA, auf den Bahamas und nach Europa. Wir gastierten auch öfters in Wien, z.B. 1965 bei den Wiener Festwochen, wo wir in der "amerikanischen Woche" zur Feier "Zehn Jahre Staatsvertrag" im Wiener Konzerthaus sangen. AMN: Warum haben Sie die St. John's University verlassen? Prof. Track: Ich bekam ein sehr schönes Angebot in Pueblo, Colorado, der zweitgrößten Stadt des Bundesstaates Colorado. Ich durfte die Leitung des städtischen Symphonie Orchesters übernehmen. Dazu gründete ich den "Pueblo Symphony Chor", ein Jugendorchesterprogramm mit drei Orchestern verschiedener Altersgruppen und ein "Mozart-Festival", das jährlich im Jänner stattfand. AMN: Welche Programme gehörten zum ständigen Repertoire dieses Orchesters? Prof. Track: Ich hatte freie Hand in der Programmgestaltung. Von Bachs Matthäus-Passion bis Bernstein wurde von uns die ganze symphonische Palette gespielt. Klassiker, Romantiker, Zeitgenossen, wobei ich viele österreichische zeitgenössische Komponisten mit ihren Werken in meinen Programmen vorstellen konnte und die durchwegs gut angekommen sind. Ich habe die Konzertserien durch Opernaufführungen erweitert, wie "Die lustigen Weiber von Windsor", "Die Zauberflöte", "Figaro's Hochzeit", sowie Operetten und Musicals. Zur Zweihundertjahrfeier der Vereinigten Staaten komponierte ich eine Oper "Minnequa". Der Inhalt basiert auf einer wahren Geschichte, die vor 100 Jahren in Pueblo passierte. AMN: Warum sind Sie nach all den Erfolgen in den USA wieder nach Wien zurück gekommen? Prof. Track: Ich war mit meiner Frau jedes Jahr auf Urlaub in Wien. Der Kontakt zur Heimat ist nie abgerissen. 1986 war mein Vater schon schwer erkrankt, und da entschlossen wir uns, da ich sein einziges Kind war, nach Wien zurückzukehren. Außerdem waren unsere beiden Söhne nach der Matura in Colorado nach Wien gezogen, um an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst zu studieren. 17 Jahre waren auch eine lange Zeit die ich in Pueblo gewirkt habe. Jedenfalls haben wir die Rückkehr nach Wien in vollen Zügen genossen. AMN: Haben Sie in Wien sofort wieder Anschluss gefunden? Prof. Track: Ich habe während meiner Amerika-Zeit viele Konzerte in den USA und in Kanada dirigiert und bin als Gastdirigent immer wieder nach Wien verpflichtet worden. So für Arkadenhofkonzerte mit dem Niederösterreichischen Tonkünstler Orchester oder für Aufnahmen mit dem Großen Rundfunkorchester. Es war fast vorbestimmt, ich bekam anlässlich meines Wienbesuches in einer Woche vier Angebote: Die Chorvereinigung "Jung-Wien" suchte einen Dirigenten, ich sprang für Aufnahmen mit dem Großen Rundfunkorchester ein, Prof. Günther Theuring lud mich ein an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst 6 Wochenstunden in der Chorabteilung zu unterrichten und Prof. Kurt Rapf vermittelte mich an das Konservatorium der Stadt Wien, wo ich zwei jahrelang das Orchester des Konservatoriums leitete. 1989 bekam ich das Angebot die Leitung des Konservatoriums und der angeschlossenen 17 Musikschulen und das Kindersingschulprogramm zu übernehmen. In dieser Funktion verblieb ich bis zu meiner Pensionierung im Jahre 1999. AMN: Konnten Sie trotz all dieser Verpflichtungen auch weiterhin dirigieren? Prof. Track: Ich leitete den 150 Personen Konservatoriums Chor und das Symphonieorchester des Konservatoriums. Wir hatten oft Konzerte im Großen Musikvereins-Saal in Wien und konnten auf eine sehr erfolgreiche Japan- Tournee zurückblicken. Fünf Jahre spielte das Symphonie Orchester des Konservatoriums unter meiner Leitung in der Fernseh-Gala "Licht ins Dunkel". Das war hervorragende Werbung für das Konservatorium der Stadt Wien, da es außer auf Ö1 auch über 3 SAT übertragen wurde. Wir begleiteten unter anderem José Careras. AMN: Haben Sie nach ihrer Pensionierung mit der Musik aufgehört? Prof. Track: Das könnte ich gar nicht. Seit 2001 leite ich das jährlich im Juni stattfindende "World Choral Festival" in Wien und in Salzburg. Das nächste Konzert in diesem Rahmen findet übrigens am 23. Juni 2005 im Großen Musikvereinssaal und am 25. Juni 2005 im Großen Konzertsaal des Mozarteums in Salzburg statt. Dieses Jahr haben wir Chöre aus 4 Kontinenten und die Wiener Sängerknaben dabei. Seit dem Jahre 2000 dirigiere ich wieder mehr in den USA und in Kanada. Vor allem in den amerikanischen Großstädten veranstalten wir mit lokalen Orchestern "Wiener Neujahrskonzerte". Als erster österreichischer Dirigent durfte ich in Los Angeles, im neu erbauten Konzerthaus der "Walt Disney Hall" das "Los Angeles Philharmonic Orchestra" dirigieren. AMN: Sie sind nicht nur Dirigent und Chorleiter, sie sind auch Komponist. Prof. Track: Als Komponist habe ich bei der AKM über 600 Kompositionen und Bearbeitungen angemeldet. Und es freut mich, dass viele meiner Werke in aller Welt aufgeführt werden. Zum Beispiel in Beijing (Peking/China) sang ein Frauenchor bei einem von mir geleiteten Chorworkshop, als Überraschung, ein Lied von mir. Instrumentalisten haben meine Stücke im Repertoire, wie z.B. der deutsche Geiger Michael Grube, der diese auf seinen Tourneen in der ganzen Welt spielt. AMN: Genießen Sie eigentlich ihre Pensionierung? Prof. Track: Sehr, denn jetzt mache ich all das, was mir Freude macht! Wir sind wieder viel in den USA, da meine beiden Söhne in Los Angeles leben. Mein zweiter Sohn Alexander leitet dort sehr erfolgreich ein professionelles Tonstudio. Er ist verheiratet und hat zwei entzückende Kinder, sodass meine Frau und ich auch unseren Großelternpflichten nachkommen können. Neben meiner Konzerttätigkeit als Dirigent leite ich Chorworkshops und Meisterklassen mit Chören und Orchestern. Vor allem nehme ich mich der Jugendorchester an, da es mir große Freude macht, mit der Jugend zu arbeiten. AMN: Ich glaube, Sie könnten ein Buch über ihre 50-jährige Tätigkeit als Dirigent und über all die ausgeübten Tätigkeiten Ihres bisherigen Lebens schreiben. Prof. Track: An dem arbeite ich zur Zeit. Der Titel ist: "Meine ersten 70 Jahre". Es werden vor allem lustige Geschichten sein, die mir im meinem Leben passiert sind. "Humor in der Musik" ist das Thema eines Vortrages, den ich im Herbst in der "Österreichischen Gesellschaft für Musik" halten werde. Seit Jahren moderiere ich in diesem Rahmen "Komponisten-Portraits", was mir ebenso viel Freude macht. AMN: Wir danken für das ausführliche Gespräch und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg und toi, toi, toi für die Zukunft. |
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