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Ausgabe 200605

Franz Schaden
Musiker und Tontechniker
"Wavegarden"-Tonstudio-Musikproduktion

Der Bereich unserer Portraits reicht vom ausübenden Musiker bis zu Organisationsleitungen. Es ist daher auch selbstverständlich, dass wir Studios und Musikproduktionsfirmen in unsere Portraitserie aufnehmen. Mit Franz Schaden stellen wir einen jungen, aktiven Musiker und Tontechniker vor. Sein Studio bietet ein ansprechendes Ambiente, in dem eine qualitätsvolle Produktion auch vom Feeling her gegeben scheint. Mit dem Motto "Qualität vor Quantität" wurde "Wavegarden" eröffnet, und so wollen wir dieses Projekt auch darstellen.

AMN: Herr Schaden, Sie sind ausübender Musiker und Tontechniker - welche Beweggründe hatten Sie, beide Sparten zum Berufsziel zu wählen?

Franz Schaden: Franz Schaden Mein Wunsch Musiker zu werden hat sich schon sehr früh herauskristallisiert. Schon während meiner Volksschulzeit wusste ich, dass ich Musiker werden will. Meine berufliche Vorstellung hat gehalten, und ich bin glücklich, dass es mir auch gelungen ist, diesen Wunsch in die Tat umzusetzen. Die Tontechnik wollte ich vorerst nur zu meinem Hobby machen. So habe ich ganz klein begonnen - mit einem Vierspurgerät - nur um meine Ideen für mich persönlich festzuhalten und zu realisieren. Später kamen Kollegen zu mir, die wussten, dass ich mich damit befasse und ersuchten mich, für sie Aufnahmen zu machen. So hat sich meine Tontechnikerlaufbahn entwickelt. Ich machte hobbymäßig weiter, bis in mir das Interesse so stark wurde, es berufsmäßig auszuweiten. Es ist ein sehr kreativer Beruf, in dem man dem Künstler, dem Musiker, helfen kann, seine Klangvorstellung umzusetzen. Dadurch, dass ich selbst ausübender Musiker bin, kann ich mich wahrscheinlich auch leichter in die Klangwelt des Interpreten einfühlen und diese in meinem tontechnischen Konzept verwirklichen. Man hat einfach einen anderen Zugang zu einem Klangbild, wenn man selbst die Formung eines Klanges am Instrument aktiv gestaltet und nicht nur das elektronische Instrumentarium zu bedienen versteht. So hat sich meine Tontechnikerkarriere weiterentwickelt, sodass ich mich um einen Gewerbeschein bewarb und vorerst im Home - Studiobereich meine ersten beruflichen Arbeiten verrichtete.


Zuerst musste ich auswärtige Studios für die Aufnahmen anmieten, welche ich dann in meinem vorerst noch kleinen Studiobereich endfertigte. In dieser Zeit wurde mir auch bewusst, dass viele Studios Mängel haben oder für spezielle Dinge nicht ideal geeignet sind. Z.B. schlechte Fenster, durch die der Straßenlärm eindringt, oder akustisch zu trocken oder zu hallig oder die Säle sind zu teuer oder das Klavier entsprach nicht der geforderten Klangqualität. Diese Mängelliste war mir bei der Planung meines Projektes ein Wegweiser, worauf beim Bau eines Studios zu achten ist.

AMN: Welche Ensembles bzw. Musiker wollen Sie mit Ihrem Studio ansprechen? - Ist die Entfernung von Wien ein Nachteil, oder sind gerade dadurch Aufnahmebedingungen gegeben, die man in einer Großstadt vermisst?

Franz Schaden: Welche Ensembles und Musiker meine Dienstleistung in Anspruch nehmen, hat sich aus meiner Anfangszeit ergeben. Streichquartette, Klaviertrios, Bläserensembles bis zum Nonett kamen zu mir, und so habe ich diesen Bereich der Kammermusik zur Planungsgrundlage meines Studios gemacht. So wurde das Studio für klassische und andere akustische Ensembles vom Solisten bis zum Kammerorchester bis höchstens 17/18 Musiker konzipiert.

Sehr wichtig war mir der akustische Aspekt und das Umfeld - das Studio steht im "Grünen" mit Terrasse, ist frei von Verkehrslärm, hat Tageslichtatmosphäre und die Künstler können sich zwischen den Aufnahmesitzungen entspannen. Das war als Zielvorgabe gedacht, und das ist uns bei der Umsetzung auch wirklich gelungen. Ein weiteres Kernstück ist der neue Bösendorfer Konzertflügel, der ständig und speziell vor jeder Aufnahme gewartet und gestimmt wird.

Hier können wir mit unserem Preis - Leistungsverhältnis auch Musiker und Ensembles ansprechen, die ihre Produktionen aus eigener Tasche bezahlen.

In der Planungsphase hatte ich noch Bedenken wegen der Entfernung zu Wien, dass dies die Interessenten abschrecken könnte. Wie sich aber herausstellte, war das unbegründet, denn gerade die Entfernung von der Stadt hat sich als vorteilhaft für die Aufnahmezeiten gezeigt. Die Musiker schätzen die unbeschwerte Atmosphäre, die stressfreie Umgebung, man ist nicht abgelenkt von widrigen Alltäglichkeiten. Wenn Aufnahmen über zwei-drei Tage dauern, kann man im Ort übernachten und ist wieder frisch für die Sitzung am nächsten Tag. Durch diesen Klausurcharakter kann man mit viel stabileren, homogeneren und ausdrucksstärkeren Musikproduktionen rechnen und ist danach in besserer und ausgeglichener Verfassung.

AMN: Wavegarden - der Name gibt einem das Gefühl von Schwerelosigkeit - glauben Sie, kann man diese Empfindung auch in den dort produzierten Musikproduktionen spüren? Gibt es ein Getragenwerden im künstlerischen Ausdruck, das durch äußere Einflüsse in einer bestimmten Raumatmosphäre entsteht?

Franz Schaden: Die Namensfindung dauerte fast so lange wie der Bau des Studios. Mir war sehr wichtig, die vorher beschriebene Atmosphäre des Raumes, der Umgebung und des ganzen "Drum - herum" in einem Wort zu definieren. So wie wir bei der Bauplanung alle diese Komponenten einbeziehen wollten, so sollte es auch nachher zum Ausdruck kommen. Die oft beklemmende Studioatmosphäre durch überdimensioniertes technisches Ambiente und raumklimatische Negativstrahlung konnten wir beim Bau unseres Studios ausklammern. Wenn man den Wiener Musikvereinssaal, den "Goldenen Saal" als Beispiel zitiert, dann hat der Musiker schon von vornherein ein positives Klangempfinden und das Gefühl, dass seine Tongebung auch von der Raumakustik getragen wird. Alle diese Überlegungen waren für mich sehr maßgebend. Daher die Suche nach einer erschwinglichen Alternative die, wenn auch nur für kleinere Ensembles, dennoch diesen Qualitätsbegriffen gerecht wird. Erwähnenswert ist, dass der Platz, auf dem Wavegarden steht, ein "Ort der Kraft" ist - an dieser Stelle gibt es Ausgrabungen, die bis 10.000 Jahre vor Christus zurückgehen. In der Nähe liegt eine Prähistorische Kultstätte und wie man weiß, legten die Menschen der Vorzeit ganz bewusst ihre Kultstätten an solch geomantisch besondere Orte. Dies ist vielleicht noch ein weiterer Wohlfühlaspekt unseres Studios.

Ich möchte unseren Akustikdesigner Peter Willensdorfer und Architekt Dipl. Ing. Martin Steiner erwähnen, ohne deren Hilfe dieses Studio nicht das geworden wäre, was es jetzt ist. Sie haben das, was vielleicht vor Urzeiten hier schon vorhanden war, in einer neuen modernen Form wiedererstehen lassen.

AMN: Wenn Sie an Ihre Studienzeit zurückdenken, hatten Sie immer optimale Bedingungen? Haben Sie bestimmte Vorstellungen, wie man diese so wichtige Zeit im Leben junger Menschen richtig und zielführend gestalten kann? Diese Anregungen könnten vielleicht dem Einen oder Anderen helfen, ihre zukünftige Berufslaufbahn realistisch vor Augen zu führen und so zeitraubende Umwege zu vermeiden.

Franz Schaden: Ich glaube, man muss den Studenten gleich zu Beginn ihres Studiums vor Augen führen, was sie in diesem Beruf erwartet. Es ist vor allem wichtig darauf hinzuweisen, dass im Vordergrund das Handwerk zu erlernen ist. Die künstlerische Genialität kann ohne der handwerklichen Basisarbeit nicht bestehen. Es kann unter Umständen zu Bühnenangst oder Lampenfieber kommen. Weiters können Probleme durch falsche körperliche Bewegungsabläufe auftreten. Verspannungen, Sehnenscheidenentzündungen sind die Folgen, bei Bläsern Lippenlähmungen und viele ähnliche Schwierigkeiten. Die Auseinandersetzung mit Körper und Psyche sind Grundvoraussetzungen, die so wie im Hochleistungssport nicht vernachlässigt werden dürfen.

AMN: Als Orchestermusiker sind Sie in einem zeitlich begrenzten Arbeitsrhythmus eingespannt. Lässt sich die Arbeit im Studio mit den Anforderungen des Orchesters vereinbaren - oder ergibt gerade dieses Doppelengagement neue Impulse für die Studioarbeit?

Franz Schaden: Die Arbeit als Orchestermusiker sehe ich nicht als Doppelbelastung, sie ist für mich ein Ausgleich und auch eine Quelle der Inspiration. Ich brauche den Kontakt zu anderen Musikern und auch die Bühnensituation. Es ist für mich ebenso wichtig und erstrebenswert auch auf der anderen Seite - vor dem Mikrophon - zu sitzen und selbst Musik zu produzieren. Vielleicht ist produzieren das falsche Wort - es heißt spielen - spielen mit dem Instrument, mit dem Ton und dem Klang um emotionale Empfindungen darin ausleben zu können. Man könnte sonst allzu leicht betriebsblind werden und wäre vielleicht nicht mehr in der Lage nachzuvollziehen, was ein Musiker vor dem Mikrophon empfindet und wie man sich dabei fühlt. Im Orchester habe ich sehr nette Kollegen, die, wenn es mit Terminen eng wird, für mich einspringen. Außerdem habe ich im Studio noch einen Mitarbeiter, Christian Fichtinger, der ein sehr guter Tontechniker ist und mich auch vertreten kann, wenn ich Terminprobleme habe.

AMN: Die Schallplattenproduktion bzw. CD -Produktionen vor allem auf dem klassischen Sektor befinden sich derzeit in einer Krise. Wie sehen Sie diese Situation, da Sie dadurch ebenfalls betroffen sind. Gibt es Marktlücken, in die man einsteigen kann oder ist man gezwungen, mit den großen Musikproduzenten in Konkurrenz zu treten?

Franz Schaden: Ich denke - es stehen mir jedoch keine konkreten Zahlen oder Statistiken zur Verfügung - dass der Anteil der klassischen CD-Produktionen immer schon ein verschwindend kleiner Anteil der allgemeinen Musikproduktionen war und ist. An eine besondere Krise glaube ich nicht, es wird immer Menschen geben, die gute klassische Musik hören wollen. Die Umstrukturierungen, die am Musiksektor entstanden sind, kann man sicher nicht übersehen. Aber gravierende Einbrüche, die den klassischen Musikbereich betreffen oder vollkommen gefährden sehe ich nicht. Wahrscheinlich werden die Online Plattformen eine größere Gewichtung bekommen, wodurch der normale CD-Verkauf etwas eingeschränkt werden kann. Für die Musiker dürften aber keine Verluste entstehen, da diese Downloads abgegolten werden. Die CD selbst wird jedoch keineswegs vom Markt verdrängt werden, da man den materiellen und emotionalen Mehrwert, den ein ansprechendes CD Cover bietet, nicht missen möchte.

AMN: Ist das Musikprogramm der großen Produktionsfirmen eine Gefahr, das musikalische Niveau nach unten zu nivellieren? Geht es hier nur um Quantität und Marktführerschaft oder glauben Sie, sind dabei auch künstlerische Erwägungen einkalkuliert?

Franz Schaden: ch glaube, man muss hier sehr genau unterscheiden, ob Musik nur zur Berieselung in einem Kaufhaus oder sonst als Hintergrundmusik benützt wird, oder ob man Musik um der Musik willen hört. Für den Berieselungseffekt ist vollkommen egal, ob die Musik von einem MP3 Player kommt oder sonst einem mittelmäßigen Gerät. Wer jedoch wirklich Musik, d.h. ein bestimmtes Werk eines Komponisten oder die Interpretation durch einen bestimmten Künstler hören will, für den spielt die Qualität eine sehr große Rolle. Da ist auch eine andere Bereitschaft vorhanden, sich mit diesem Werk, diesem Künstler auseinanderzusetzen, oder auch nur zu genießen. Darum wird in Zukunft für beide Sparten Platz sein, und beides hat seine Existenzberechtigung.

AMN: Welche technischen Entwicklungen sind Ihrer Meinung nach vorauszusehen - werden auch kleine Firmen damit Schritt halten können?

Franz Schaden: Ich glaube, dass die große Wandlung in der Aufnahmetechnik vor 15-20 Jahren stattgefunden hat und zwar durch die Umstellung von analog auf digital. Die Weiterentwicklung passierte in Verbesserung der Klangqualität durch höhere Auflösung beim Audiosignal. Früher konnte man nur mit 16 Bit/44,1 kHz aufnehmen und heute ist es möglich, mit bis zu 32 Bit und 192 kHz aufnehmen. Das Signal ist einfach besser aufgelöst und kommt dem analogen Signal näher als in der Anfangsphase der digitalen Aufnahmetechnik. Was jetzt passiert, sind nur mehr Verfeinerungen und Verbesserungen in der Bedienung der technischen Geräte und eine Verbesserung des Arbeitsflusses.

AMN: Vielleicht können Sie einen Wunsch äußern, der Ihnen und möglicherweise auch anderen Menschen ein Wegweiser für eine positive, fortschrittliche Entwicklung auf technischem Gebiet und trotzdem mit einer menschengerechten Gestaltung der Lebensqualität einhergeht?

Franz Schaden: Ich bin der Meinung, dass man auf den Technikboom der Unterhaltungsindustrie ein kritisches Auge werfen sollte. Der Markt ist unübersichtlich geworden, und so muss man alles einer gewissen Selektion unterwerfen. Weiters sehe ich eine gewisse "elektroakustische" Umweltverschmutzung, hervorgerufen durch ständige Musikberieselung. Diese zu reduzieren würde ich mir wünschen. Sich vielleicht einmal nur der Stille hinzugeben oder Musik um der Musik willen zu hören, wäre gewiss eine alternative und kostengünstige Verbesserung der Lebensqualität.

AMN: Wir danken für das Gespräch, wünschen Ihnen viel Erfolg mit Ihrem neuen Tonstudio und ebenso die Erfüllung Ihrer Wünsche. - http://www.wavegarden.at/



 


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