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Dr. Franz EndlerBuchautor und Musikkritiker
AMN: Die Idee, ein Buch zu schreiben, ist für einen Journalisten sicher eine Herzensangelegenheit. Welche neuen Erkenntnisse kann man aus der großen Vielfalt an Literatur, die über die Strauß-Dynastie bereits existiert, noch herausfiltern, um weiterhin aktuell zu bleiben?
AMN: Ist Ihnen das Bücherschreiben eine Verpflichtung oder ist es der aktuelle Anlaß, sich mit dem Leben Johann Strauß Vater und Sohn in dieser Form auseinanderzusetzen? Dr. Endler: Ich schrieb bisher 27 Bücher. Nach einem ersten von Hans Weigel gelobten Versuch wartete ich auf eine Chance, eine Strauß-Biographie zu schreiben. Fünf Jahre vor dem Strauß-Jahr habe ich begonnen. AMN: Eine Frage an den Musikkritiker: Welche Beurteilungskriterien sind für Aufführungen wesentlich, um dem Leser einen objektiven Bericht von Konzerten zu bieten? Dr. Endler: Der Leser wünscht keinen objektiven Bericht, sondern ein subjektives Urteil. AMN: Die Werte im Kunstbereich sind meist nicht durch konkrete Meßmethoden zu bestimmen - es gefällt - es gefällt nicht - ist aber auch zu einfach. Dürfen wir zum allgemeinen Verständnis einmal aus der Werkstatt des Musikkritikers einiges über die Arbeitsweise, die Methode und auch über dessen Verantwortung erfahren? Dr. Endler: Selbstverständlich gibt es objektive Kriterien in der Beurteilung von Kompositionen und von Interpretationen. Allerdings sind die allein nicht ausschlaggebend. Wie mir Witold Lutoslawski einmal bestätigte: Der Kritiker hat Echo auf Kunst zu sein und möglichst genau und interessant über seine persönlichen Eindrücke zu referieren. Seine Verantwortung hat er sowohl gegenüber den Werken wie den Interpreten. Nicht dem Leser gegenüber - der hat von sich aus zu wählen, ob er dem Kritiker oder einem anderen folgen will. AMN: Wollten Sie immer schon Kunst- oder richtiger gesagt Musikkritiker sein? Dr. Endler: Ich wollte mit 17 Musikkritiker werden und habe seither alles getan und gelernt, um es zu werden, zu sein und zu bleiben. AMN: Glauben Sie, kann man das Publikum und auch die Veranstalter zu bestimmten Stilrichtungen hinlenken? Dr. Endler: Weder Publikum noch Veranstalter sind nachhaltig zu beeinflussen. AMN: Ist der Konzertbetrieb einer gewissen Mode unterworfen, oder sind vielfach Gedenkjahre, wie heuer das Johann Strauß Jahr, programmbestimmend? Dr. Endler: Der Wiener Konzertbetrieb ist - im Gegensatz zu anderswo - ein gut geführtes Geschäft. Jubiläen zu nutzen, gehört dazu. AMN: Schadet es manchen Komponisten, wenn z.B. in solchen Gedenkjahren deren Werke "zu Tode" gespielt werden? Dr. Endler: Kein Komponist von Rang kann zu viel gespielt werden. Bach, Mozart, Beethoven, Schubert, Strauß - sie überdauern alle Gedenkjahre. Gefährlich wird es erst, wenn man eine Melodie von Beethoven zu Europa-Hymne erklärt. AMN: Kann ein Musikkritiker meinungsbildend wirken und das Kulturmanagement beeinflussen? Dr. Endler: Ein Musikkritiker kann auf Umwegen das Kulturmanagement in eine ihm passende Richtung lenken. Dem Publikum kann er manchmal die Wahrheit über einen Interpreten nahebringen - nicht immer, Vanessa Mae und Konsorten behalten ihr Publikum. AMN: Sind Musik, Literatur oder Kunst im weitesten Sinn, unterschiedlichen Beurteilungskriterien unterworfen? Dr. Endler: Alle Kunst kann nach den gleichen Kriterien beurteilt werden. Musik allerdings braucht immer Interpretation - das macht sie anfälliger als Literatur oder Malerei. AMN: Als Internet Provider hätten wir noch einige Fragen: Welchen Bezug haben Sie zu diesem modernen Medium? Dr. Endler: Ich fürchte mich noch vor dem neuen Medium, versuche aber, es zu nützen. AMN: Sehen Sie im Internet die Chance, damit einen größeren Leserkreis als mit den herkömmlichen Publikationen zu erreichen? Dr. Endler: Ich fände es phantastisch, könnte ich eines Tages mein Urteil über Internet an eine besonders große Anzahl interessierter Leser herantragen - und davon leben. AMN: Die Fülle der Dokumente im Internet schafft oft eine unlösbare Aufgabe, das Gesuchte zu finden. Wir vom Austrian Music Network versuchen daher, über eine international gängige Adresse www.music.at, dieses Problem zu lösen. Sehen auch Sie z.B. darin einen Vorteil, alles was mit Musik zu tun, hat in einem geschlossenen System über das Internet auszustrahlen? Dr. Endler: Austrian Music Network und das Markenzeichen scheinen mir hervorragend. Unter diesem Titel kann sich allerdings eine Überfülle an Information, Urteile etc. Anbieten lassen. AMN: Wir danken für das Interview und wünschen Ihnen und Ihrem Buch viel Erfolg. |
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