![]() |
Austrian Music Network
|
||
|
|||
Mag. Emanuel Schulz Wir stellen im August Portrait einen jungen österreichischen Komponisten vor, dessen Werk " Puja Trinity" beim Festival "Allegro Vivo" zur Uraufführung kommt. Es ist uns ein Bedürfnis, mit dem Portrait von Emanuel Schulz ein grenzüberschreitendes Projekt vorstellen zu können, das ein Beweis für die verbindende Kraft der Kunst und speziell der Musik ist. AMN: Herr Schulz, wie kam es dazu, dass Sie sich gerade mit indischer Musik zu befassen begannen?
AMN: Die kommende Uraufführung Ihrer Komposition "Puja Trinity" ist eine Verbindung zwischen europäisch - indischer Musikkultur. Glauben Sie, dass damit dem Publikum ein tieferes Verständnis für die indische Musik vermittelbar ist? Emanuel Schulz: Es ist nicht leicht für jemanden, dem indische Musik unbekannt ist, gleich mit ihrer puren, originalen Form konfrontiert zu werden. Auch ich habe mehrere Jahre gebraucht, bis ich diese Musik gerne gehört habe, sie ist für unser Hörempfinden ungewohnt. In meinem Stück "Puja Trinity" versuche ich indische Skalen, die es bei uns genauso gibt, mit indischen Texten und Rhythmen einzusetzen. Diesen stelle ich unsere westlichen Intrumente gegenüber, den Klang eines Streichorchesters und eines Männerchores und denke, dass es dem Publikum dadurch leichter fällt, in die Art und Weise der indischen Musik eindringen zu können. Es erscheint mir dadurch eine größere Verständisbereitsschaft aufzubauen, als wenn man das Publikum sofort mit der puren indischen Musik konfrontiert. Je vertrauter der Einstieg ist, desto leichter wird der Zugang in eine uns fremde Klangwelt. Ich bin sehr froh, dass mir die Möglichkeit gegeben wurde, vor jedem der drei Konzerte eine 15 minütige Einführung zu halten, da ich davon überzeugt bin, dass das Publikum immer mehr von einem Werk hat, wenn es darüber vorher ausreichend informiert wurde.
AMN: Eine Zwischfrage: Verwendet die Indische Musik auch Chöre? Emanuel Schulz: Es gibt natürlich in der Popularmusik Chöre, wobei aber einstimmig gesungen wird. Die Indisch klassische Musik ist immer solo, weil sie improvisiert ist. AMN: Mit Ihrer Methode "FeelHarmonie" sollen bestimmte Energiezentren des Menschen angesprochen werden. Ist diese Methode mit indischer Musik zielführender oder könnten andere Musikrichtungen zu ebensolchen Ergebnissen gelangen ? Emanuel Schulz: Die Methode "FeelHarmonie" ist eine Mischung aus zwei Systemen: Das Eine ist im indischen System, wonach eine Skala eine bestimmte Wirkung auf den Menschen hat und das Zweite ist nach unserem System, welche Wirkung die zwölf Tonarten auf den Menschen haben. Die Inder denken nicht in einem Dur/Moll System sondern in speziellen Skalen, die theoretisch auf jedem Ton beginnen können. Es ist vergleichbar mit den Kirchentonarten, die ebenfalls auf jedem Ton beginnen können. Das Verhältnis zwischen dem Grundton und den übrigen Tönen der Skala ergibt eine spezielle Wirkung auf die Energiezentren im Körper, die Chakras genannt werden. Die Indische Musik möchte wirken. Bei der Westlichen Musik ist diese Wirkung eher ein Nebeneffekt, auch wenn Mozart oder Bach therapeutisch eingesetzt wird. Jedenfalls wurde diese Musik nicht dafür komponiert, da es in keinem Bezug bzw. kein System dahinter steht. Nach so einem System habe ich für unser Tonartensystem gesucht und daraus die Methode "FeelHarmonie" entwickelt. - "Spüre die Harmonie in dir". Wenn ein Mensch eine Skala singt, kann er leichter als nur beim Zuhören die balancierende Wirkung der Musik und dadurch den spirituellen Aufstieg über die 7 Energiezentren (die Chakras) nachvollziehen. Z.B. beim Singen einer Durtonleiter aufwärts wird man nicht denken, dass die Musik nach rechts oder links abkippt, sondern es entsteht das Gefühl des Balanziertseins, welches die therapeutische Wirkung verstärkt. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Definition der WHO von Gesundheit: "Gesundheit ist nicht nur das Fernbleiben von Krankheit, sondern auch seelisches und soziales Wohlbefinden". Dieser zweite Teil ist eigentlich über die Medizin überhaupt nicht abgedeckt. Wer ist schon gesund? Es ist eher eine Therapie für Gesunde. Durch die Komposition "Puja Trinity" und den Kontakt zu "Allegro Vivo" wurden wir gebeten, als Beitrag für das Festival beim Kunsthausfest Horn den Workshop "FeelHarmonie" abzuhalten, welcher sehr gut angenommen wurde. AMN: Wie würden Sie Ihre Stilrichtung als Komponist bezeichnen? Ist die Mischform indisch-europäischer Musik vielleicht eher in den Bereich der Musiktherapie anzusiedeln? Emanuel Schulz: Ich selbst würde mich als angewandten Komponisten bezeichnen, d.h. ich komponiere dem Anlass entsprechend. Für nächstes Jahr komponiere ich eine Kinderoper für die Wiener Sängerknaben - das ist natürlich etwas ganz anderes, als wenn ich ein Werk mit indischen Instrumenten schreibe. Ich schreibe auch Musik für Theater oder Filme, also Medienkomposition, die dementsprechend anders gestaltet sein muss. Auf diese Weise versuche ich immer den vorgegebenen Kriterien zu entsprechen. Mein musikalisches Spektrum reicht von Popmusik bis zu klassischen Stücken. Ich sehe eigentlich in jeder Art von Musik eine positive Wirkung auf den Menschen, besonders eingesetzt wird dieser Umstand natürlich bei Filmmusik. Den therapeutischen Wert von atonaler Musik traue ich mich allerdings nicht zu beurteilen. AMN: Gehen Sie mit Ihren Werken auch in den pädagogischen Bereich, bzw. veranstalten Sie Konzerte, die in diesem Sinne wirken sollen? Emanuel Schulz: Ich bin der Ansicht, dass das Publikum immer mehr von einem Konzert hat, wenn es vorher über die Werke informiert wird. Auf Schloss Stuppach bei Gloggnitz leite ich selbst ein kleines Festival - es ist ein Mozart - Raritäten Festival. Auf diesem Schloss lebte Graf Walsegg, für den Mozart sein Requiem geschrieben hat. Unsere Konzerte finden dort im kleinen Rahmen statt, wobei ich jedes Konzert als Gesprächskonzert gestalte. So kann ich dem Publikum in fast familiärer Atmosphäre die Musik verständlich machen und näher bringen. AMN: Ihre Tätigkeit als Dirigent wird in Ihrem Lebenslauf erwähnt. Streben Sie mehr eine Dirigentenkarriere an, oder liegt der Schwerpunkt Ihres Schaffens mehr im Kompositorischen? Emanuel Schulz: Ich habe verschiedene Richtungen studiert: Violine, Komposition und Dirigieren, Letzteres war sicher mein Hauptstudium, aber ich sehe alle meine Tätigkeiten als ein großes Projekt. Mein Interesse geht dahin, interessante Ideen und Projekte zu entwickeln und aufzuführen,. und da ist es mir prinzipiell egal, ob ich nur der Ideenentwickler, der Dirigent, Komponist oder auch nur ein Tanpuraspieler bin. In dieser Vielseitigkeit sehe ich meine Qualität. Eine richtige Dirigentenkarriere ist in meiner Zielvorstellung nicht drinnen, da ich spezielle Interessen habe, die damit nicht vereinbar wären. Wenn ich nur Mozart als Interessensgebiet nenne, so kann ich daraus sogar Indienbezüge in seinem Spätwerk feststellen, kann therapeutische Aspekte finden. Ich habe mein Festival in Stuppach über Mozart und bin auch Dirigent des Mozartorchesters in Wien. Ich hoffe jedenfalls, noch viele Ideen entwickeln zu können, die meinen vielseitigen Interessengebieten entsprechen. AMN: Wie sehen Sie die Ausbildungschancen in Österreich für junge Musiker. Werden die angebotenen Ausbildungsmöglichkeiten von der Musikschule bis zur Universität den Anforderungen des immer stärker werdenden Konkurrenzdrucks gerecht? Emanuel Schulz: Ich denke die Situation ist in Wien wie in den anderen Musikmetropolen oder Großstädten. Es gibt überall gute und schlechte Lehrer, aber auch gute und schlechte Studenten. Meiner Ansicht nach muss man als Student selbst schauen, aus dem Lehrer soviel wie möglich herauszuholen oder dessen Qualitäten so zu nützen, dass es einem etwas bringt. Allerdings wird es gerade am Dirigierstudium immer schwieriger - durch Budgetkürzungen gibt es immer weniger Orchester, die dafür zu Verfügung stehen. Ich kann nur von meinem Dirigierstudium sagen: Das einzige Konzert, das ich mit Orchester hatte, das von der Hochschule finanziert wurde, war mein Diplomkonzert mit dem Tonkünstler Orchester. Man hat dadurch nie die Möglichkeit, mit einem Orchester Konzerte zu erarbeiten, was für einen Dirigenten aber als Grundausbildung allererste Voraussetzung wäre. Noch wichtiger erscheint mir aber, dass die musikalische Ausbildung in der normalen Schule von der Volksschule bis zum Gymnasium von der Politik als vernachlässigbar behandelt wird. Hier wäre Handlungsbedarf, denn gerade Musik bringt dem Intellekt und auch allen anderen Qualitäten des Menschseins sehr viel. Die Verbindung von rationalem Verstehen und die emotionale Intelligenz kommt beim Musizieren durch die Aktivierung beider Gehirnhälften zum tragen. Leider wird diesem wesentlichen Aspekt der Schulausbildung zuwenig Raum gegeben. Die Musikstudierenden sind in dieser Richtung vielleicht besser dran, denn diese können sich von der Interessenlage selbst helfen, die ihnen adäquate Ausbildung zu finden. Bezüglich des angesprochenen Konkurrenzdrucks denke ich, dass es keinen Sinn hat zu versuchen besser als ein anderer zu sein. Vielmehr sollte man seine Qualitäten so präsentieren, dass man seine Individualität und Einzigartigkeit bemerkt. AMN: Entsteht durch die allgemeine Internationalisierung - egal in welche Kunstrichtung - nicht ein Verlust an Individualität? Es hat immer Schulen gegeben, die gewisse nationale Eigenständigkeiten hervorgebracht haben, die das Bild bunter, lebendiger gemacht haben. Emanuel Schulz: Gerade bei den Geigern gibt es verschiedene sehr ausgeprägte Schulen mit bestimmten Eigenheiten und Qualitäten Allerdings finde ich in der heutigen Zeit, dass es wichtig ist, neben einem schönen Tschaikowskij auch einen stilgerechten Mozart zu spielen und auch von Barockmusik eine Ahnung zu haben. Wenn eine Schule sich aber nur dadurch definiert, dass sie die Spätromantik gut macht und die anderen Perioden vernachlässigt, dann ist das zu wenig. Das Publikum ist heute sicher soweit gebildet, dass es durch die Internationalisierung eine umfassendere Qualitätserkennung besitzt. AMN: Glauben Sie, können die modernen Medien wie Internet und TV, DVT usw., dem Trend einer kulturellen Verflachung entgegenwirken? Emanuel Schulz: Das Internet und alle diese Medien sind eine Chance - man hat mehr Zugang zu den unterschiedlichen Richtungen. Man kann überall ein wenig hineinhören und sich ein Bild machen. Das war früher sicher viel schwieriger. Bei intelligenter Nutzung dieses Mediums bringt es den Vorteil, nicht soviel in Bibliotheken laufen zu müssen. Mit dem E-Mail kann ich z.B. den indischen Musikern, die keine Noten lesen können, ein paar Minuten Musik mailen. AMN: Herr Schulz, Sie sind noch ein junger Künstler. Was würden Sie sich für die Zukunft in kultureller Hinsicht wünschen? Emanuel Schulz: Ich würde mir wünschen, dass die Politik und das Unterrichtswesen in Österreich die Möglichkeiten schafft, den Menschen die Kultur so nahe zu bringen, dass sie verstehen, dass Musik ein lebensnotwendiger Bestandteil unserer Kultur ist. Damit die Menschen keine Berührungsangst davor haben, denn Musik versteht jeder Mensch. Der Aufbau einer Mozart Symphonie und eines Films etwa von Steven Spielberg ist sehr ähnlich- es sind immer dieselben Spannungsbögen, Spannungsabläufe und Höhepunkte, die ihre Wirkung tun. Diese Querverbindungen sollte man auch den Nichtmusikern vermitteln, dann werden sie Kultur nicht mehr als Verschwendung von Steuergeldern sehen, sondern als Notwendigkeit für das Funktionieren einer Gesellschaft. AMN: Wir danken für das Gespräch und wünschen für die Uraufführung von "Puja Trinity" viel Erfolg. |
|