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1998 
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Prof. Mag. Werner Hackl

Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Zeitgenössische Musik, ÖGZM

Die ÖGZM hat in Österreich als Organisation die Aufführung des zeitgenössischen Musikschaffens zu fördern. Wir wissen, dass das eine sehr schwierige und komplexe Aufgabe ist, zu der viel Idealismus und ein großes Organisationsgeschick gehören, um Konzerte zu veranstalten und den Menschen diese Musik nahe zu bringen.

Zeitgenössische Komponisten können mit wenigen Ausnahmen sehr selten von den Tantiemen ihren Werke leben. Welchen Weg muss da die ÖGZM beschreiten, um einigermaßen den Bedürfnissen der Komponisten gerecht zu werden und andererseits auch das Publikumsinteresse wachzurufen, an der zeitgenössischen Musik teilhaben zu wollen.

AMN: Herr Prof. Hackl, wie hat es sich ergeben, dass Sie sich für die Belange der österreichischen zeitgenössischen Musik engagieren? Welche Möglichkeiten bieten sich Ihnen, um die öffentliche Aufmerksamkeit im weitesten Sinne zu erlangen?

Prof. Hackl:
Prof. Werner Hackl
Als Mitglied des Niederösterreichischen Tonkünstlerorchesters bin ich auf das Schaffen österreichischer Komponisten aufmerksam geworden. Während meiner Ausbildungszeit an der Hochschule für Musik war Zeitgenössisches noch nicht im Unterricht verankert. Allerdings muss ich auch ein Beispiel aus jüngerer Zeit geben. Bei einem Konzert mit jungen Preisträgern, war meine Frage: "Haben Sie schon österreichische, zeitgenössische Musik gespielt?" Die Antworten waren: "Ja, ich habe schon Martinu, Strawinsky usw. gespielt." Bei nochmaliger Frage: Haben Sie schon zeitgenössische Musik aus Österreich gespielt, antwortete man wieder mit: "Ja, ich kenne schon Schönberg, Webern und Alban Berg." Von den lebenden, zeitgenössischen Komponisten war ihnen kein einziger bekannt. Man sieht darin, dass die österreichische, zeitgenössische Musik in der Ausbildung noch nicht vollständig integriert ist.

Ich finde es als wesentliche Aufgabe, das Schaffen der österreichischen, lebenden Komponisten in den Mittelpunkt zu rücken. Die ÖGZM ist daher der Treffpunkt aller Musikliebhaber und ein Forum für Kreativität.

AMN: Wie viele Konzerte sind von Ihnen Herr Prof. Hackl in der diesjährigen Konzertsaison geplant. Gibt es da besondere Schwerpunkte?

Prof. Hackl: In der diesjährigen Konzertsaison (das ist vom Herbst bis zum Sommer des kommenden Jahres) werden wir etwa 50 verschiedene Konzerte mit österreichischen, zeitgenössischen Komponisten veranstalten.

Als Schwerpunkt haben wir dabei die Förderung junger Studierender in den Vordergrund gerückt. Mit sogenannten Werkstattkonzerten gehen wir in die Schulen, um den jungen Menschen nicht nur die Musikinstrumente zu Gehör zu bringen, sondern auch Werke österreichischer, lebender Komponisten vorzustellen.

Mit diesen Aktionen soll ein Dialog zwischen den Musikschaffenden und dem jungen Publikum erreicht werden. Eine weitere Serie mit einem Konzert pro Monat sind Kinderkonzerte, unter dem Motto: "Kinder, Künstler, Komponisten", zu denen immer ein lebender Komponist eingeladen wird. Diese/dieser stellt sein Werk vor - sie/er spricht darüber, die Kinder können Fragen stellen und somit hautnah mit einem Komponisten in Kontakt treten. Dieser Schwerpunkt der Kinder- und Jugenderziehung zum Thema zeitgenössischer Musik wird auch das zukünftige Konzertpublikum heranbilden, ohne dem es keine künstlerische Entwicklung geben wird.

AMN: Bei den meisten Konzerten werden fast immer die gleichen zeitgenössischen Komponisten aufgeführt. Es scheint, als ob es nur 20 -30 Komponisten für diese Musik gäbe. Was könnte man unternehmen, um in den Konzertsälen ein größeres Interesse für die Vielzahl österreichischer zeitgenössischer Werke zu erreichen?

Prof. Hackl: Es gibt eine erstaunlich große Anzahl österreichischer Komponisten. Wir können bei unseren Konzerten natürlich nicht alle aufführen, wir versuchen jedoch einen Großteil der Werke dieser Musikschaffenden in die Konzertsäle zu bringen. Die berühmten und bereits arrivierten Komponisten werden im allgemeinen Konzertbetrieb stärker berücksichtigt. Die ÖGZM fördert mehr die noch nicht so bekannten und vor allem die jungen, aufstrebenden Komponisten.

In diesem Jahr haben wir ein Orgelfestival initiiert, bei dem in 23 Konzerten insgesamt 46 Österreicher gespielt werden. Damit wollen wir hinweisen, dass es unser Bestreben ist, eine Vielzahl österreichischer Komponisten und nicht nur einige wenige bereits etablierter einem interessierten Publikum vorzustellen.

AMN: Es ist bestimmt ein idealistisches Beginnen, sich die Mühe zu machen "Neue Werke" einzustudieren, die möglicherweise nur einmal aufgeführt werden. Welche Ensembles, welche Orchester oder auch Solisten sind daran interessiert, sich solchen Aufgaben zu stellen?

Prof. Hackl: Ohne großen Idealismus geht es nicht, wenn man Neue Musik einstudieren und aufführen will. Lernen ist eben ein Prozess, der in der Wiege beginnt und erst mit dem Tod endet. Wer also nicht bereit ist, sein ganzes Leben lang zu lernen, stirbt bereits im Leben. Wichtig ist die Auseinandersetzung mit dem Neuen, denn nur dann bleibt man am Puls der Zeit.

Überspitzt formuliert: "Wer sein Leben nur auf gutes Essen und Trinken reduziert und jegliche Kultur vernachlässigt, wird mit der Zeit auch vom geistigen Leben ausgeklammert.

Bei der zweiten Frage, wer sich besonders der zeitgenössischen Musik widmet, möchte ich keine Namen nennen, um nicht jemanden zu vergessen. Man braucht nur die Programme studieren - auch die der kleineren Veranstalter - dann wird man bemerken, dass sich sehr viele Ensembles und Solisten mit zeitgenössischer Musik beschäftigen. Einen Großteil der ÖGZM Orchesterkonzerte haben das RSO Wien und das Tonkünstlerorchester Niederösterreich dankenswerterweise bestritten.

AMN: Ist es in den Bundesländern ähnlich wie in Wien, dass der Publikumsgeschmack sich mehr im klassisch - romantischen Literaturbereich manifestiert hat, oder gibt es irgendwo Tendenzen auch neue Wege zu beschreiten?

Prof. Hackl: Der Publikumsgeschmack ist in den Bundesländern ähnlich wie in Wien. Die Aufnahmebereitschaft für zeitgenössisches Musik ist aber sicher in Wien höher.

Das musikalische Konsumverhalten von heute zeigt eine Diskrepanz: Die meisten Menschen leben in modernen Gebäuden, benützen Computer, Internet und sonstiges höchst modernes, technisches Gerät - wenn sie nach Hause gehen, dann wird die Modernität meist abgelegt und man hört vielfach das, was sich ohne weitere geistige Anstrengung anbietet.

AMN: Herr Prof. Hackl, als Präsident des ÖGZM wissen Sie bestimmt, wie viele Mitglieder sich in dieser Gesellschaft zusammengeschlossen haben? Sind dies ausschließlich Komponisten oder ist es möglich auch als ausübender Musiker Mitglied dieser Organisation zu werden?

Prof. Hackl: Die Gründung der ÖGZM erfolgte im Jahre 1949 in Wien. Die Proponenten waren bekannte, österreichische Komponisten wie Theodor Berger, Armin Kaufmann, Joseph Marx, Fritz Racek, Marcel Rubin, Alfred Uhl, Raimund Weißensteiner. Das erste Konzert fand am 19. März 1949 im Wiener Musikverein statt. Seit dieser Zeit werden in ununterbrochener Folge Orchesterkonzerte, Kammerkonzerte, Werkstattkonzerte Kinder- und Jugendkonzerte veranstaltet. Es wurden bis Dato etwa 600 Konzerte mit Werken von mehr als 380 österreichischen Komponisten aufgeführt. Unsere Musik ringt darum, Vergangenes zu entschlüsseln, neue Horizont zu erobern, um der Zukunft Türen zu öffnen.

ÖGZM-Mitglied kann jeder werden, allerdings hat die Entwicklung gezeigt, dass der Großteil der Mitglieder - gegenwärtig mehr als 100 - Komponisten sind.

AMN: Wissen Sie, wie Ihre Mitglieder sich zu den neuen Medien wie Internet, Computer und dergleichen verhalten? Werden diese auch als Kompositionshilfen verwendet oder nur deren Notenschreibprogramme genutzt?

Prof. Hackl: Die jüngeren Mitglieder /Komponisten verwenden die neuen Medien wie Computer und Internet. Viele schreiben ihre Komposition direkt in den Computer - das hat viele Vorteile. Man kann sofort die Partitur ausarbeiten und daraus wieder die Einzelstimmen ziehen. Der Prozess des Komponierens wird bei den 40-jährigen und jüngeren von den technischen Medien unterstützt. Die älteren Mitglieder/ Komponisten schreiben ihre Werke noch in der traditionellen Weise mit Bleistift und Notenpapier. Die Faksimile können einmal in ein Museum gestellt bzw. auch von der Nationalbibliothek angekauft werden. Computerschriften werden von der Nationalbibliothek nicht erworben.

AMN: Kann die ÖGZM zu bestimmten Anlässen auch Kompositionsaufträge erteilen?

Prof. Hackl: Die ÖGZM erteilt unter bestimmten Voraussetzungen Kompositionsaufträge z.B. wenn es darum geht, Werke mit einer festgelegten Thematik oder einer bestimmten Besetzung für Kinder- bzw. Jugendkonzerte zu schaffen. Allerdings wird nur die Aufführung garantiert, es ist damit keinerlei finanzielles Sponsoring verbunden. Jedoch kann der Komponist, der auf eine garantierte Aufführung hinweisen kann, sich um eine Subvention bei verschiedenen öffentlichen Stellen bewerben.

AMN: Nachdem sich die Öffentliche Hand vielfach aus dem Kulturbereich zurückzieht - mit Sparmaßnahmen begründet - ist es möglich, an Stelle dessen Sponsoren zu finden, die ausgleichend mit finanzieller Unterstützung einspringen?

Prof. Hackl: Es ist für kleine Konzertveranstalter, Ensembles und Solisten sehr schwierig, Sponsoren zu finden. Auch werden öffentliche Subventionen vielfach unterschiedlich gewährt. Es gibt z.B. Gesellschaften, die für ein Konzert genauso viel Subvention bekommen, wie andere für die Aktivitäten eines ganzen Jahres. Worin der Verteilungsschlüssel besteht, lässt sich für Außenstehende nicht nachvollziehen. Der ORF, der auch einen öffentlich, kulturellen Auftrag hat, ist in diesem Jahr bei der Förderung österreichischer, zeitgenössischer Musik ausgestiegen, wodurch die ÖGZM drei Konzerte verloren hat.

Da man aber Kultur nicht nur nach finanziellen Kriterien messen oder beurteilen sollte, hoffen wir, dass hier einmal ein Umdenkprozess stattfinden wird. In der Zwischenzeit ist es unser Bestreben, viel Aufbauarbeit in der musikalischen Kinder- und Jugenderziehung zu leisten, um für spätere Generationen heutiges Kulturgut nicht unwiederbringlich zu verlieren.

AMN: Herr Prof. Hackl, können Sie einen bestimmten Wunsch nennen, den Sie für besonders realisierungswert erachten? Manchmal findet sich jemand, der dann diese Idee aufgreift und helfend einspringt. - Vielleicht haben wir Glück?

Prof. Hackl: Einen Wunsch hätte ich. Es wäre wirkungsvoll, wenn die verschiedenen Organisationen zeitgenössischen Musikschaffens sich unter einer Dachorganisation vereinigten. Durch diese Plattform könnten die Programmgestaltungen besser koordiniert und die Konzertfrequenz gesteigert werden, was sowohl den Komponisten als auch dem Publikum zugute käme.

Noch schöner wäre es, wenn wir ein eigenes Haus für die Belange aller zeitgenössischen, österreichischen Musikschaffenden hätten, wo Proberäume zur Verfügung stünden und wo Konzerte und Vorträge veranstaltet werden könnten. Die Mieten für die jeweils benötigten Räume sind heute ein nicht zu übersehbarer Kostenfaktor, der unsere Konzerttätigkeit erheblich einschränkt.

AMN: Wir danken für das Gespräch und wünschen Ihnen und allen Ihren Unternehmungen in dieser Saison viel Erfolg.



 


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