![]() |
Austrian Music Network
|
||
|
|||
Benjamin Schmid
Benjamin Schmid: AMN: Vor mehreren Jahren wollten Sie Ihre Unterrichtstätigkeit am Mozarteum Salzburg etwas reduzieren. Konnten Sie die damals gesteckten Ziele verwirklichen, oder hat der allgemein schwächere wirtschaftliche Konjunkturverlauf sich auch auf das Konzertleben ausgewirkt? Benjamin Schmid: Glücklicherweise spüre ich eine schwächere Konjunktur bei den Konzertengagements nicht, ich muss sogar einige Zeit darauf verwenden, aus den angebotenen Möglichkeiten die interessantesten auszuwählen. Neu ist beim Unterrichten, dass mir die Uni Mozarteum jetzt genau den Zeitrahmen anbieten konnte, den ich wirklich erfüllen kann und will: eine kleine Klasse und dazu zwei Wochenstunden: "Jazz-Improvisation für Geige". Das mache ich. AMN: Herr Schmid, Sie haben eine sehr schöne Geige eine Stradivari aus dem Jahre 1731 mit einem besonderen Eigennamen "Lady Jeanne". Darüber gibt es sicher eine kleine Geschichte zu erzählen? Benjamin Schmid: Ich hatte ein wunderbare Stradivari von 1707 aus der Sammlung der OeNB zur Verfügung aber vor 2 Jahren kam mir in London diese Strad aus 1731, also der letzten Schaffensphase von Antonio Stradivari unter. Nach langer Prüfung und intensivem Spielen sah und hörte ich: diese aus 1731 ist für mich persönlich noch passender. Das ist keine Frage der Qualität sondern des persönlichen Geschmacks - eine Lebensentscheidung. Und ich hatte das Glück, dass sie von der "Donald-Kahn-Stiftung" angekauft und mir auf Dauer zur Verfügung gestellt wurde. Die Namensgebung nach der Gattin von Donald Kahn war dann schnell gefunden. AMN: Bestimmt haben Sie irgendwelche Vorlieben in programmatischer Hinsicht. Lassen sich diese bei den Veranstaltern auch durchsetzen? Benjamin Schmid: Da gibt es Engagements, wo ich in ein Programmkonzept des Veranstalters einsteigen soll und das wird von mir jedesmal vor der Zusage genau überlegt. AMN: Welchen Stellenwert würden Sie der Kammermusik einräumen? Gibt es für Sie bestimmte Ensembleformationen wie Streichquartett, Klaviertrio oder andere Besetzungen, denen Sie den Vorzug geben? Benjamin Schmid: Als ausübender Musiker sind das zunächst Duo-Programme wie der Beethoven-Zyklus, den ich mit Alfredo Perl in der Londoner Wigmore Hall gespielt habe. Oder der schon erwähnte Mozart-Sonaten-Zyklus mit Ariane Haering, Klavier. Ein schönes Quartett-Projekt habe ich mit Sabine Meyer, Klarinette, Clemens Hagen, Cello und Silke Avenhaus, Klavier für 2006 in Vorbereitung. Kammermusik ist für mich einer der Hauptgründe, dass ich Musiker geworden bin. AMN: Wie wir gehört haben, befassen Sie sich auch mit Jazz. Lässt sich das mit klassischer Musik gut kombinieren? Benjamin Schmid: Nein, eigentlich nicht. Ich bin davon abgekommen, "gemischte" Programme zu spielen. Wenn ich Jazz spiele - einige Wochen im Jahr und das sehr intensiv - dann sollen die Zuhörer kommen, weil sie meinen Jazz interessant und gut finden. Und wenn ich Klassik spiele - und das geht bis in die Gegenwartsmusik - dann sollen sie kommen, weil sie diese so gut finden. Die Erwartungs- und Musizierhaltung bei Publikum und Künstler finde ich doch sehr verschieden, je nachdem ob man Klassik oder Jazz spielt. "Crossover" mag ich nicht so gerne, da bin ich eher Purist. AMN: Welche Pläne und Ziele werden Sie in nächster Zeit in Angriff nehmen? Sind diese Planungen in Abstimmung mit dem Management oder gibt es die Möglichkeit, bei der Terminabstimmung eigene Wünsche einzubringen? Benjamin Schmid: Natürlich gibt es einen ständigen Austausch, besonders über Termine mit dem Management, meiner Münchner Agentur Sabine Frank und mir. Es entstehen aber auch Programmideen in der Diskussion mit meinem Salzburger Sekretariat. AMN: Wenn man über Kultur spricht, wird heute das Kultursponsering immer mehr in den Vordergrund gerückt. Der Staat zieht sich immer mehr zurück und will dem privaten Bereich eines Mäzenatentums ansprechen. Glauben Sie, schafft man dadurch nicht ein Abhängigkeitsverhältnis, in dem die Kunst vom Geschmack und durch die Gunst des Sponsors bestimmt wird? Benjamin Schmid: Natürlich auch. Aber das war immer so, es muss jemand geben, der bereit ist, den Aufwand den Kunst erfordert auch zu leisten. Das ist zum Teil eine Aufgabe der Allgemeinheit, der Gesellschaft in der wir leben, aber z. T auch eine Aufgabe von vermögenden Individuen und privaten Gruppen. Ich finde ein Mischsystem aus öffentlicher Förderung und privatem Sponsoring am besten geeignet, eine Vielfalt aufrechtzuerhalten ohne in einen Elfenbeinturm abzugleiten. Der gegenwärtige Trend des Rückzuges des Staates - der Allgemeinheit scheint mir schon zu abrupt. Da kommen viele Ideen unter die Räder um deren Beitrag zu einer kulturellen Vielfalt schade ist. AMN: Wir danken für das Gespräch und wünschen Ihnen eine sehr erfolgreiche Saison 2004/05. |
|