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Austrian Music Network
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Walter WellerAMN: Wir haben heuer wieder ein Gedenkjahr für zwei große Wiener Musiker: Joseph Lanners 200. Geburtstag und Arnold Schönbergs 50. Todestag. Das Austrian Music Network stellt aus diesem Anlaß die diesjährigen Musikerportraits unter diesem Aspekt.
AMN: Arnold Schönberg und die zweite Wiener Schule fasziniert auch noch nach dem 50. Todestag dessen Begründer. Wie sehen Sie aus Ihrer Sicht die musikalische Weiterentwicklung und die Zukunftsperspektiven der modernen – oder zeitgenössischen Musik? Walter Weller: Die Weiterentwicklung und Sicht in musikalische Zukunftsperspektiven ist sehr schwer zu beantworten. Nach der 12 Tonmusik kam keine Richtung mehr. Es folgte bis jetzt noch kein Genie nach, das einen eigenen Weg oder eine neue musikalischen Richtung zeigte. Vieles könnte man aus dieser nachfolgenden zeitgenössischen Kompositionsproduktion eher dem Straßenlärm zuordnen. Die Komponisten Schostakowitsch, Prokofjew, Strawinsky, die gleichzeitig mit Schönberg gelebt und gewirkt haben, sind eigenständige Meister und zählen für mich schon zu den Klassikern. AMN: Haben Sie auch zu Joseph Lanner, dem Vater des Wiener Walzers, eine nähere Beziehung oder läßt sich das mit Ihrer Position eines klassisch-romantisch orientierten Dirigenten weniger in Verbindung bringen? Walter Weller: Ja! Ich habe Joseph Lanner immer sehr geliebt, und wo ich die Möglichkeit hatte, seine Werke in das Programm einzubinden, habe ich es getan. AMN: Wie man Ihrem Lebenslauf entnehmen kann, begann Ihre Laufbahn mit der Geige als Konzertmeister der Wiener Philharmoniker und Primarius des Weller Quartetts. War die Entscheidung, sich der Dirigentenlaufbahn zu widmen, Ihr Wunsch den musikalischen Aufgabenbereich zu erweitern oder mehr Verantwortung für ein Orchester zu übernehmen? Walter Weller: Bei mir bestand der Wunsch gleichzeitig Geiger und Dirigent zu werden. Nachdem ich Philharmoniker und 1. Konzertmeister dieses Orchesters wurde, war der Traum Dirigent zu werden vorbei. Wer gibt schon eine 1. Konzertmeisterstelle bei den Wiener Philharmonikern auf? Das Schicksal wollte es aber, daß 1966 Dr. Böhm ein Konzert der Wiener Philharmoniker 2 Stunden vor dem Konzert absagen mußte. Am Programm standen die 6. Beethoven und die große C- Dur Symphonie von Franz Schubert, und es war kein Dirigent da bzw. niemand bereit, das Konzert zu übernehmen. Da kam Prof. Strasser, der Vorstand zu mir und sagte: „Du wolltest doch schon immer Dirigent werden, jetzt hast du die Chance, sonst müssen wir das Konzert absagen. Ich sagte zu, obwohl mir heute noch schlecht ist wenn ich daran denke. AMN: Eine Gewissensfrage - wenn man so wie Sie fast alle Sparten des Musikerdaseins durchlaufen hat: Wo liegt Ihre geheime Liebe: in der Kammermusik, in der symphonischen Literatur oder in der Oper? Walter Weller: Bei dieser Antwort tu ich mir schwer, ich liebe die Oper genauso wie das Konzert. Leider sind wir bei der Oper momentan in einer Phase, daß auf die Bühne mehr Rücksicht genommen wird als auf die Komponisten und auf die Musik. Das hat es früher nicht gegeben! Das war z.B. einer der Gründe, warum ich die Opernstelle in Basel verlassen habe. AMN: Können Sie bei der Programmwahl immer die Werke einbringen, die Sie gerne dirigieren oder ist man vielfach durch Zyklen der Veranstalter gezwungen, sich in einen Musikbetrieb einzufügen und manchmal auch nur seinen Job zu machen? Walter Weller: Bei der Programmwahl kommen manchmal Vorschläge seitens des Veranstalters, die kann ich akzeptieren oder ablehnen. Die Möglichkeit der eigenen Programmwahl ist aber immer gegeben, und ich kann sie einbringen. AMN: Welche Aufgaben und Pläne haben sie für die nähere Zukunft? Walter Weller: Ich bin glücklich wie es läuft. Ich habe bereits Abschlüsse bis in das Jahr 2005, und es gibt mehr Angebote als ich bestreiten kann. Dadurch bin ich in der Lage, auch zu wählen. AMN: Nun auch noch zu einigen technischen Details: Die Schallplattenindustrie auf dem E-Sektor ist derzeit gerade nicht in einer sehr glücklichen Situation. Glauben Sie, liegt es an einer Übersättigung des Marktes? Oder weil durch Raubkopien viele Produktionen keine größere Stückzahl im Verkauf erreichen können? Oder sind die Produktionskosten zu hoch? Walter Weller: Meiner Meinung nach kann die Schallplattenindustrie nicht glücklich sein, denn sie haben viel zuviel experimentiert. Man hat Aufnahmen gemacht, die oft ein reines Politikum waren. AMN: Eine Frage, die wir als Provider immer stellen ist: Haben Sie einen Computer, haben Sie Zugang zum Internet und nützen Sie diese Möglichkeiten? Walter Weller: Nein, habe ich nicht! AMN: Wir danken für das Gespräch und wünschen Ihnen für alle Ihre weiteren Aufgaben viel Glück und Erfolg. |
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