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Austrian Music Network
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Prof. Martin HaselböckPräsident des Ernst Krenek Institutes WienDas Austrian Music Network hat sich die Aufgabe gestellt, zu den jeweiligen Anlässen Gedenkhomepages für prominente österreichische Musiker zu gestalten. Voriges Jahr hatten wir das Johann Strauß Jahr, das in allen Richtungen von der Wirtschaft, dem Musikbetrieb und auch von der konsumierenden Musikwelt in vollen Zügen genossen wurde. Heuer ist der 100. Geburtstag von Ernst Krenek, dessen Schicksal mit seinem Heimatland 1938 ein jähes Ende genommen hat. Wir vom Austrian Music Network hoffen, durch diese Gedenkhomepage dem musikinteressiertem Publikum einen der großen Komponisten des 20. Jahrhunderts auf diese Weise etwas näherzubringen. In unserer schnellebigen Zeit bauen wir daher auf das neue Medium - das Internet - Informationen an Menschen heranzutragen, die dem Zeitgeist entsprechen. AMN: Herr Prof. Haselböck, Sie haben Ernst Krenek noch persönlich gekannt, war das einer der Gründe, auch in Wien ein Ernst Krenek Institut zu gründen? Prof. Haselböck: Krenek war zweifellos für meine frühe musikalische Tätigkeit außerordentlich prägend. Ich hatte ihn 1976 in Kalifornien kennengelernt und hatte das Glück, daß er Zeit und Lust hatte, einige wichtige Werke für mich zu komponieren. Die beiden Orgelkonzerte, op. 230 und 235, das Duo Opus 231 für Violine und Orgel und das Werk Opus 239 für Horn und Orgel sehe ich als außerordentliche Beiträge zur Orgelliteratur des 20. Jahrhunderts. Die Gründung des Instituts hängt allerdings causal mit dem Wunsch der Witwe Gladys Krenek zusammen, den Nachlaß geschlossen in Wien aufbewahrt zu wissen. AMN: Welche musikalischen Aspekte der Werke Kreneks sind für Sie von Bedeutung, sich mit seinen Werken auseinanderzusetzen? Prof. Haselböck: Die Kombination zwischen äußerster Vielfalt des Ausdrucks mit unpathetischer Klarheit des Ausdrucks. AMN: Herr Prof. Haselböck, Sie kommen von der Orgel und leiten mit der Wiener Akademie ein eher klassisches Ensemble, - können Sie, oder läßt es Ihr Publikum zu, auch zeitgenössische Musik in Ihre Programme aufzunehmen? Prof. Haselböck: Als Interpret war Neue Musik immer ein außerordentlich wichtiger Teil meines Repertoires. Selbst mit unserem "Barockorchester" Wiener Akademie hatten wir Gelegenheit, Konzerte bei "Wien modern" zu geben und dabei speziell geschriebene Stücke von Halffter, Berio, Bischof,... aufzuführen. AMN: Als Präsident des Ernst Krenek Institutes haben Sie sicher viele Kontakte mit ähnlichen ausländischen Institutionen. Wie ist das Interesse und das Verhältnis des internationalen Publikums zu Ernst Kreneks Musikschaffen? Prof. Haselböck: Ich sehe die Rezeption bestimmter Stilarten großen Schwankungen unterworfen. Ich bin überzeugt, daß Krenek derzeit noch unter seiner Bedeutung "gehandelt" wird, es wird sicher notwendig sein, ihn in seiner großen Vielfalt als Schlüsselfigur unseres Jahrhunderts verstehen zu lernen. AMN: Was ist Ihrer Meinung die Schwierigkeit moderne Musik zu interpretieren: Sind es technische Probleme oder liegt es oft an der Grundhaltung, sich mit einer neuen Materie auseinanderzusetzen? Prof. Haselböck: Neue Musik spricht keine universelle, allgemein verständliche Sprache. In einer Zeit der Globalisierung erscheint es anachronistisch und mühsam, daß für jede Persönlichkeit unserer Zeit das Vokabular seiner Tonsprache erst mühsam zu erlernen ist. AMN: Welche Aufgaben und Pläne sehen Sie für das Ernst Krenek Institut Wien in den nächsten Jahren auf Sie zukommen? Prof. Haselböck: Der 100. Geburtstag des Komponisten muß Anlaß sein, eine regelmäßige Aufführungstradition seiner Werke von der Basis her anzuregen. Nicht wenige Spitzenaufführungen helfen dem Werk, sondern das Interesse junger guter Musiker. AMN: Wie bei allen Komponisten gibt es sicher auch bei Ernst Krenek Werke, die ein besonderer Publikumserfolg waren Können Sie unseren Homepage - Besuchern einige Tips geben, um ihnen den Einstieg in das Schaffen Ernst Kreneks zu erleichtern? Prof. Haselböck: Kreneks Gesamtschaffen ist deutlich in unterschiedliche Perioden gegliedert: Bekannt und auch in guten Aufnahmen zugänglich sind die frühen Symphonien, einige Opern aus den 1920er Jahren, so der bekannte "Johnny" und die wunderbaren Liedzyklen. Dennoch denke ich, daß es sich lohnen könnte, den Komponisten vom Spätwerk her zu erschließen. Zahlreiche der letzten Kompositionen sprühen von Vitalität und Originalität. AMN: Die Stadt Wien vergibt alle 2 Jahre einen Ernst Krenek Preis. Wir würden Sie ersuchen, die Kriterien, die dafür maßgeblich sind, in ein paar kurzen Sätzen zu umreißen. Prof. Haselböck: Der Preis richtet sich an junge Komponisten, aber auch an Musikwissenschaftler. In der Qualität und Ernsthaftigkeit sind die eingerichten Arbeiten am hohen Schaffensethos des Namensgebers zu messen. AMN: Als Internetprovider hätten wir noch einige rein persönliche Fragen bezüglich des Mediums Internet an Sie. Haben Sie selbst einen Zugang zum Internet, und wie beurteilen Sie das allgemeine Interesse daran? Glauben Sie, daß in Zukunft sich weit mehr geschäftliche und auch private Bereiche damit abdecken lassen? Sind durch das Internet die persönlichen Freiräume erweitert oder eingeengt? Prof. Haselböck: Ich nutze das Internet auf vielfältige Weise, ein Großteil meiner Korrespondenz wird als e-Mail abgewickelt, selbst Korrekturen des Rohschnitts von CD-Einspielungen habe ich schon über dieses Medium abgewickelt. AMN: Noch eine letzte Frage: Was wünschen Sie sich für das Krenek - Jahr 2000 in puncto Musik, Literatur, Veröffentlichungen, Konzerten, Veranstaltungen und Ausstellungen? Prof. Haselböck: Als ersten Wunsch sehe ich Erfolge bei der Errichtung der geplanten Stiftung, die kontinuierliche Arbeit für den Komponisten ermöglichen kann. Dann natürlich zahlreiche Aufführungen in hervorragender Qualität und neugierige Hörer, die offen sind, sich erneut überraschen zu lassen. Ein spezieller, persönlicher Wunsch wäre eine Wiederaufführung der Oper "Kehraus um St. Stefan" AMN: Wir danken für das Interview und wünschen Ihnen, dem Krenek-Institut und allen, die dem Werk Ernst Kreneks verbunden sind, viel Erfolg! |
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