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Austrian Music Network
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Karin AdamSolistin, ViolineIn unserer Portraitserie stellen wir heute die Geigerin Karin Adam vor. AMN: Frau Adam, sie haben am 12. März Ihrem zweiten Sohn das Leben geschenkt - wozu wir herzlichst gratulieren. Nun werden dadurch kurzfristig Ihre solistischen Aktivitäten unterbrochen. Das ist aber für uns ein Anlass, in dieser Übergangsphase für Sie eine Brücke zu bauen, damit es nachher bruchlos weitergehen kann.
AMN: Sie unterrichten an der Musikuniversität Wien. Auch hier wird es einige Zeit einen Ausfall geben. Können Sie mit Ihren Studenten auch weiterhin den Kontakt pflegen? Karin Adam: Der Kontakt mit den Studenten ist nach wie vor gegeben, sie rufen an, fragen, wie es geht und was sie tun sollen - das ist so, wie wenn das Kind nicht da wäre. AMN: Ist die Unterrichtstätigkeit für Sie eine notwendige Ergänzung in Ihrer Karriere? Es heißt, dass man beim Unterrichten selbst sehr viel für das eigenen Musizieren und die eigene Weiterentwicklung profitiert. Oder glauben Sie, kann man durch einigen zeitlichen Abstand vom Alltagstrott wieder einen neuen Energieschub bekommen? Karin Adam: Für mich gehört das Unterrichten zu meinem Geigerleben dazu. Gerade jetzt in der Situation mit dem zweiten Kind empfinde ich das ganz besonders. So wie in der Familie alle zusammengehören, so ist es auch bei mir mit der Musik. Dazu gehört Geige spielen, auf Tournee gehen, CD Aufnahmen machen und so auch das Unterrichten. Alles zusammen bildet ein Einheit. Man entwickelt sich dadurch weiter. Aus dem Anfangsreiz des Unterrichtens entsteht später mit den Studenten ein Zusammengehörigkeitsgefühl das sich durch alle fortlaufenden Entwicklungsstadien weiter intensiviert. Man durchläuft mit ihnen diese Phasen, man lebt mit, freut sich über ein gewonnenes Probespiel, ein gelungenes Konzert, eine mit Auszeichnung bestandene Diplomprüfung oder auch "nur" unter Anführungszeichen, über das Drüberkommen über eine technische Hürde - jetzt geht es - jetzt kann man weitergehen. Diese Unterrichtserfolge helfen genauso beim Studium einer bestimmten Materie, man findet dadurch oft auch weitreichende Erkenntnisse über den eigenen Zugang zu bestimmten Problemen. AMN: Das neue Hochschulgesetz hat im Verhältnis zum früheren Musikstudium einige Veränderungen gebracht, die allgemein kritisiert werden. Wie sehen Sie die Situation der Studenten, hat es zu einer Verschlechterung gegeben, oder wird - bis auf die Studiengebühren - alles wie bisher weitergeführt? Karin Adam: Vom wirklichen Gesetz habe ich derzeit noch nicht sehr viel Ahnung, da ich erst kurz an der Musikuniversität bin. Ich höre natürlich immer wieder Gerüchte über eine Gliederung in Institute - wie das wirklich ausschaut kann ich aber nicht genau sagen. Es soll ab Ende März in Kraft treten - ich habe dazu nicht genug Informationen und diese sind oft aus der zwiespältigen Haltung der Verantwortlichen nicht deutlich zu erkennen. - Mein Verhältnis dazu ist eher ein gespanntes. - Es sollen z.B. die Studenten nicht mehr nur in einer Klasse unterrichtet werden, sondern von Klasse zu Klasse wandern können. Davon halte ich absolut nichts. Wenn ein Lehrer zu seinen Studenten nicht mehr ein Vertrauensverhältnis aufbauen kann, dann wird sich das auch auf die Leistungen auswirken. Musik kann nicht wie Mathematik, Physik oder egal welches wissenschaftliche Fach man auch anführt, unterrichtet werden. Musik ist ein geistiges, emotionales und zugleich auch physisch erlebbares Gesamtkunstwerk, das in allen diesen Punkten übereinstimmen muss, um das gewünschte Resultat erzielen zu können. Jeder Mensch hat hier seinen speziellen Zugang, der sich über einen längeren Zeitraum entwickelt. Setzte ich den Studenten in der Folge andauernd anderen Zugangsinformationen aus, dann wird er strukturlos und innerlich zerrissen. Wenn es gut geht, kopiert er einige Lehrer oder deren Interpretationen, aber Eigenpersönlichkeit lässt sich auf diese Weise nicht erreichen. AMN: Welche Komponisten bzw. Werke sind für Sie eine besondere Herausforderung? Karin Adam: Für mich sind immer die besonders schweren Werke, (im musikalischen Sinn gemeint) eine Herausforderung. Wenn man sehr jung ist neigt man vielleicht mehr die technische Variante als Herausforderung zu forcieren, man will zeigen: ich schaffe auch so ein schweres Stück. Später verlagert sich das, ich erinnere mich, wie ich 12 Jahren alt war und mich bei der 1. Beethovensonate fadisiert habe. Das war damals eindeutig zu früh, als Kind hat man nicht die Reife für eine Beethovensonate. Vor etwa 2 Jahren haben dann meine Schwester und ich alle Beethovensonaten aufgenommen, das war eine ganz große Herausforderung. Wir haben Tag und Nacht nur in diesem Projekt gelebt und daran gedacht. AMN: Wir sollten vielleicht auch ein wenig in die Vergangenheit blicken. Können Sie uns etwas über ihre Anfänge, wie Sie zur Geige gekommen sind und natürlich auch über die ersten Erfolge, die Sie gehabt haben, erzählen? Karin Adam: Ich kam zur Geige über das Klavier. Mit fünf Jahren hat meine Mutter für mich beschlossen, dass ich Klavier lernen soll. Am Klavier dürfte ich nicht so besonders geschickt gewesen sein, sodass ich nach einem Jahr auf die Geige wechselte. Ich habe ein absolutes Gehör, und das ist für die Geige natürlich besser geeignet. Mein Großvater war ebenfalls Geiger und da hat meine Mutter erkannt, dass die Geige für mich das adäquatere Instrument ist. Ich spiele zwar kaum mehr Klavier, aber Harmonievorstellungen sind für mich, auch heute noch, nur auf dem Klavier realisierbar. AMN: Sie haben viele Violinabende und Solokonzerte mit Orchester gespielt. Mit welchen Dirigenten bzw. Pianisten haben Sie gearbeitet und welche Kriterien sind für Sie in der Zusammenarbeit maßgebend? Karin Adam: Ich habe mit vielen Dirigenten zusammengearbeitet, meine Erfahrung ist, dass es immer besser ist wenn man mit einem Dirigenten öfter zusammenarbeiten kann. Es können Konzerte auch gut werden, wenn man mit einer großen Persönlichkeit nur einmal ein Konzert gibt. Da fällt mir Mariss Janson ein, mit dessen Vater Arvid Janson ich bereits mit 17 oder 18 Jahren das Tschaikowski Violinkonzert spielen durfte. Mit Mariss Janson war dann das Sibelius Violinkonzert ein großes Erlebnis. AMN: Welche Werke haben Sie auf CDs produziert und bei welchen Firmen sind diese erhältlich? Karin Adam: Die Aufnahmen der Beethoven Sonaten sind noch erschienen. Die Camerata Tokyo, bei der wir alle unsere CDs produziert haben, wollen diese derzeit noch zurückhalten. Wir haben die Cesar Franck Sonate, die Strauss Sonate, eine Kreisler CD, 2 Violinkonzerte von Beethoven, das bekannte Violinkonzert in D-Dur und dann haben wir noch das 2. Violinkonzert ausgegraben. Dieses besteht nur aus einem Satz. Tschaikowski und Sibelius Violinkonzert, Ravels Tzigan, sind weiter von uns aufgenommen CDs. Ende April erscheint dann noch eine CD mit 2 Sonaten und 10 kurze Stücken von Gabriel Fauré. AMN: Haben Sie künstlerische Wünsche? - Es gibt im Innersten immer so geheime Vorlieben, die man gerne realisiert sehen möchte. Auch wenn wir diese Wünsche nicht erfüllen können, vielleicht findet sich jemand, der darauf reagiert. Karin Adam: Es läuft derzeit bei mir so gut, dass ich eher bescheiden sagen darf, es ist gut, so wie es ist. Die 6 Solosonaten von Eugene Ysaye würde ich gerne in nächster Zeit einspielen. Aber sonst bin ich rundum zufrieden. AMN: Bezüglich Computer und Internet haben wir immer eine Standardfrage: Haben Sie einen Computer mit Zugang zum Internet, und wie gehen Sie damit um? Sehen Sie in diesem Medium eine hilfreiche Chance, es in der Musik einzusetzen - oder ist es nur eine schnelle Kommunikationshilfe? Karin Adam: Der Computer und das Internet sind für mich eine Kommunikationshilfe. Ich benütze beide fast täglich. Sollte ich mich einmal nicht auskennen, dann hilft mir mein Mann weiter. Hätte ich keinen Computer, würde es mich stören, da er mir in vielen Belangen doch eine echte Hilfe ist. AMN: Wir gratulieren nochmals herzlichst zur Geburt Ihres 2. Sohnes Christoph und wünschen Ihnen viel Glück und Gesundheit, damit Sie sich mit viel Freude und Energie ihrer Familie und weiterhin auch Ihren künstlerischen Aufgaben widmen können. Wir danken für das Gespräch. |
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