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Dr. Clemens HellsbergVorstand der Wiener PhilharmonikerAMN: Seit wann bestehen die traditionellen Neujahrskonzerte der Wiener Philharmoniker, und wie kann man diesen weltweiten Erfolg erklären? Dr. Clemens Hellsberg: Die Neujahrskonzerte finden seit 1. Jänner 1941 statt. AMN: Die Wiener Philharmoniker haben sich für das Johann Strauß Jahr einige Sonderprojekte vorgenommen, kann man da schon Konkretes erfahren? Dr. Clemens Hellsberg: Open-Air-Konzerte in Wien (29. Mai/Heldenplatz; Zubin Metha) und Berlin (11.Juni/Unter den Linden, Nikolaus Harnoncourt); zwei weitere Projekte sind derzeit noch in Planung. Außerdem sind soeben zwei CD-"Würfel" mit sämtlichen Werken von Johann Strauß Vater und Sohn erschienen, die in wenigstens einer Tonaufnahme von unserem Orchester vorliegen. AMN: Für Sie ist der Jahreswechsel eine Zeit der doppelt und dreifachen Belastung, wie kommen Sie als Vorstand und Musiker mit diesem Umstand zurecht? Dr. Clemens Hellsberg: Eine ganz besonders präzise Planung und der weitgehende Verzicht auf jedes Privatleben - Silvester wird praktisch nur bis zur "Pummerin" gefeiert. AMN: Vielleicht auch eine ganz persönliche Frage: Herr Dr. Hellsberg, Sie haben einen Geige spielenden Sohn, der auch schon Preise gewonnen hat. Fühlen Sie sich dabei als Förderer oder ergeht es ihnen so wie Johann Strauß Vater, der eine musikalische Laufbahn seines Sohnes eigentlich verhindern wollte? Dr. Clemens Hellsberg: Ich bin umso glücklicher, je deutlicher mich meine Kinder übertreffen. AMN: Für alle Besucher der www.johann-strauss.at Gedenk-Homepage ist sicher der Aspekt interessant, wie sich eines der berühmtesten Orchester seit seinem Bestehen mit dem Genius Johann Strauß auseinandergesetzt hat. Dr. Clemens Hellsberg: Zunächst zögernd, obwohl etliche nachmalige Philharmoniker ihre musikalische Laufbahn in der Strauß-Kapelle begannen und obwohl Johann Strauß Sohn das Orchester viermal persönlich dirigierte. Aber bereits das Festkonzert anläßlich des 50 jährigen Berufsjubiläums des Komponisten (1894) im Großen Musikvereinssaal wurde von den Philharmonikern bestritten, und nach einem ersten Versuch unter der Leitung von Joseph Hellmesberger, der im Jahre 1902 ein Außerordentliches Konzert mit Strauß-Walzern dirigierte, lieferten die Enthüllungen des Strauß-Denkmals im Wiener Stadtpark (Festakt unter der Leitung von Arthur Nikisch, 1921) sowie die Feiern zum 100. Geburtstag des Meisters (1925) wichtige Akzente. Die eigentliche Pflege durch die Wiener Philharmoniker setzte unter der Leitung von Clemens Krauss ein, der schon in den zwanziger Jahren reine Strauß-Konzerte dirigierte und auf dessen Initiative auch das Neujahrskonzert zurückzuführen ist (dessen Geschichte übrigens mit einem Silvesterkonzert beginnt - das erste Strauß-Konzert zum Jahreswechsel fand am 31. Dezember 1939 statt). AMN: Die Wiener Philharmoniker haben bereits seit einiger Zeit eine sehr attraktive Homepage. Waren Sie eines der ersten Orchester in Österreich mit Internetzugang? Dr. Clemens Hellsberg: Ja. AMN: Herr Dr. Hellsberg, Sie sind, wie man mir sagte, ein Computer Fan, was Ihnen sicher bei Ihrem Buch "Die Demokratie der Könige" zugute gekommen ist. Wie glauben Sie, stehen die meisten Musiker diesem neuen Medium gegenüber? Dr. Clemens Hellsberg: Sehr unterschiedlich - einige beschäftigen sich mit diesem Medium überhaupt nicht, viele benutzen es regelmäßig, und manche sind ausgesprochene Experten, die mich längst überholt haben. AMN: Welchen Wunsch haben Sie persönlich und auch die Wiener Philharmoniker für das Strauß-Jahr 1999? Dr. Clemens Hellsberg: Persönlich: Daß es gelingt, weitere Publikumskreise von der Größe und Bedeutung dieser einzigartigen Musikerdynastie aus Wien zu überzeugen. AMN: Wir danken für das Interview. |
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